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Abschied

Von

Aber du kamst nie mit dem Abend –
ich saß im Sternenmantel.

… Wenn es an mein Haus pochte,
war es mein eigenes Herz.

Das hängt nun an jedem Türpfosten,
auch an deiner Tür;

zwischen Farren verlöschende Feuerrose
im Braun der Guirlande.

Ich färbte dir den Himmel brombeer
mit meinem Herzblut.

Aber du kamst nie mit dem Abend –
… Ich stand in goldenen Schuhen.

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Gedicht: Abschied von Else Lasker-Schüler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Abschied“ von Else Lasker-Schüler beschreibt auf eindrucksvolle Weise die Trauer und den Schmerz über das Verlassenwerden und die unerfüllte Erwartung einer geliebten Person. Die wiederholte Formulierung „Aber du kamst nie mit dem Abend“ verdeutlicht die Enttäuschung der Sprecherin, dass die ersehnte Begegnung oder Rückkehr nie stattfindet. Der „Abend“ wird dabei zu einem Symbol für das ersehnte Zusammentreffen, das nie Realität wird.

Die Zeile „ich saß im Sternenmantel“ bringt ein Bild von Einsamkeit und Sehnsucht. Der „Sternenmantel“ könnte als Metapher für eine nächtliche, mystische Stimmung verstanden werden, in der die Sprecherin auf die ersehnte Person wartet, während die Dunkelheit der Nacht symbolisch für ihre innere Leere und das Fehlen des Geliebten steht. Ebenso wird das eigene Herz, das bei jedem Klopfen an der Tür als das pocht, was unaufhörlich und quälend auf den anderen wartet, zu einem zentralen Bild für die tiefe emotionale Isolation der Sprecherin.

Die Bilder von „Farren verlöschender Feuerrose“ und der „Braun der Guirlande“ wirken surreal und sind von einer träumerischen, fast mystischen Schönheit geprägt. Sie scheinen die Vergänglichkeit und den Verlust zu thematisieren, da das „verlöschende“ Feuer auf das Erlöschen von Hoffnung und Leben hindeutet. Das „Braun der Guirlande“ könnte den Verfall von etwas einst Schönem und Lebendigem symbolisieren, das nun durch den Verlust oder die Enttäuschung entwertet ist.

„Ich färbte dir den Himmel brombeer mit meinem Herzblut“ ist ein kraftvolles Bild der Hingabe und Opferbereitschaft. Die Sprecherin hat alles gegeben, ihre Liebe in einem Akt der intensiven, schmerzhaften Zuneigung zum Ausdruck gebracht, jedoch ohne dass ihr die erwiderte Liebe zuteilwurde. Das Bild des „brombeerfarbenen Himmels“ vermittelt eine Mischung aus Schönheit und Melancholie, die die Tiefe ihrer Enttäuschung widerspiegelt.

Insgesamt thematisiert das Gedicht die Kluft zwischen ersehnten Erwartungen und der schmerzlichen Realität des Verlassens und des nicht Erwidernden. Es verwebt emotionale Intensität und poetische Bilder zu einer Darstellung der Zerrissenheit und der unstillbaren Sehnsucht, die durch das Fehlen des geliebten Menschen verursacht wird.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.