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Wie ich mir mein Grab wünsche

Von

Ihr Grotten, Quellen ihr,
Die aus dem Felsrevier
Hinstürzet unverwandt,
Ein gleitend Band,

Ihr Wälder, Bachgerinn
Durch grüne Wiesen hin,
Ihr Ufer, Haine dort,
Vernehmt mein Wort.

Will es die Schicksalsstund,
Daß ich nun geh zugrund,
Und wird genommen mir
Was schön war hier,

Soll nimmermehr es sein,
Daß man aus Marmorstein
Voll übertriebener Pracht
Ein Grab nur macht.

Ein Baum soll mich allein
Beschatten statt dem Stein,
Mit seiner Blätter Kleid,
Grün alle Zeit.

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Gedicht: Wie ich mir mein Grab wünsche von Pierre de Ronsard

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wie ich mir mein Grab wünsche“ von Pierre de Ronsard ist eine bescheidene und naturverbundene Reflexion über den Tod und die Art und Weise, wie der Dichter seine letzte Ruhestätte gestaltet haben möchte. Das Gedicht verzichtet auf prunkvolle Grabmäler aus Marmor und wählt stattdessen eine schlichte, von der Natur umgebene Ruhestätte. Dies offenbart eine Abkehr von der üblichen Praxis seiner Zeit und eine Hinwendung zu einer einfachen, natürlichen Form der Erinnerung.

Der Dichter wendet sich in den ersten beiden Strophen direkt an die Natur: Grotten, Quellen, Wälder, Bäche, Ufer und Haine werden angesprochen. Diese Anrede etabliert eine enge Verbindung zur Natur, die als Zeuge und Hüter seiner letzten Ruhestätte dienen soll. Die fließenden Gewässer und grünen Landschaften bilden einen sanften, lebendigen Rahmen für den Tod, der im Gegensatz zu der starren Unbeweglichkeit eines Grabmals aus Stein steht. Diese Naturverbundenheit deutet auf eine tiefe Wertschätzung des Lebens und eine Akzeptanz des natürlichen Kreislaufs von Werden und Vergehen hin.

In den letzten beiden Strophen wird der konkrete Wunsch des Dichters nach seinem Grab ausgedrückt. Anstelle von Marmor, einem Symbol für menschlichen Ehrgeiz und Vergänglichkeit, wünscht er sich einen Baum, der ihn beschattet. Dieser Baum, mit seinem „Blätter Kleid, Grün alle Zeit“, verkörpert Beständigkeit und Leben. Die Wahl eines Baumes unterstreicht die Idee der Verbundenheit mit der Natur und des ewigen Kreislaufs, in dem der Tod nicht das Ende, sondern ein Teil des kontinuierlichen Wandels ist.

Insgesamt ist das Gedicht eine Meditation über die Bescheidenheit und die Vergänglichkeit des Lebens. Ronsard verzichtet auf die üblichen, prunkvollen Darstellungen des Todes und wählt stattdessen eine ruhige, natürliche Umgebung. Die Natur wird zum Zeugen und Hüter seiner Erinnerung, was auf eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und eine Akzeptanz des Todes als Teil des Lebenszyklus hindeutet. Das Gedicht ist ein Plädoyer für eine schlichte und ehrliche Auseinandersetzung mit dem Tod, die in der Schönheit und Beständigkeit der Natur Trost und Sinn findet.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.