Wir gingen durch die stille milde Nacht,
dein Arm in meinem, dein Auge in meinem.
Der Mond goß silbernes Licht über dein Angesicht,
wie auf Goldgrund ruhte dein schönes Haupt.
Und du erschienst mir wie eine Heilige,
mild, mild und groß und seelenübervoll,
heilig und rein wie die liebe Sonne.
Und in die Augen schwoll mir ein warmer Drang,
wie Tränenahnung.
Fester faßt′ ich dich und küßte, küßte dich ganz leise.
Meine Seele weinte.
Nachtgang
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Nachtgang“ von Otto Julius Bierbaum ist eine zarte Liebeserklärung, die die Intensität eines intimen Moments unter dem nächtlichen Sternenhimmel einfängt. Es beschreibt eine Szene der Verbundenheit, in der die physische Nähe und die bewundernde Verehrung der geliebten Person im Mittelpunkt stehen. Der Dichter verwendet eine einfache, aber eindringliche Sprache, um die Atmosphäre der Stille und der emotionalen Erregung zu vermitteln.
Die erste Hälfte des Gedichts ist von einem Gefühl der Ehrfurcht geprägt. Die Beschreibung des Mondlichts, das auf dem Gesicht der Geliebten liegt, erzeugt ein Bild von himmlischer Schönheit. Der Vergleich mit einer Heiligen unterstreicht die Idealisierung der Frau, die hier nicht nur als Geliebte, sondern als Verkörperung von Reinheit und Erhabenheit dargestellt wird. Die Metapher der „liebe Sonne“ verstärkt diese Assoziation von Wärme, Leben und göttlicher Schönheit. Dieser Teil des Gedichts ist ruhig und kontemplativ, erzeugt eine Atmosphäre der Ehrerbietung und Bewunderung.
Der zweite Teil des Gedichts, beginnend mit „Und in die Augen schwoll mir ein warmer Drang“, leitet eine emotionale Intensivierung ein. Der „warme Drang“ deutet auf eine innere Bewegung, eine Sehnsucht oder das Gefühl der Liebe, das sich in den Augen des Dichters spiegelt. Die „Tränenahnung“ deutet auf eine emotionale Aufladung hin, die sowohl Freude als auch Trauer umfassen kann. Die abschließenden Verse, „Fester faßt‘ ich dich und küßte, küßte dich ganz leise. Meine Seele weinte.“, bringen die Handlung auf ihren Höhepunkt. Das Küssen wird als zärtlicher Akt dargestellt, der von einer tiefen emotionalen Bewegung begleitet wird, die sich in den „weinenden“ Seele des Dichters manifestiert.
Insgesamt ist „Nachtgang“ ein Gedicht, das die Erfahrung der Liebe und Sehnsucht in einer stillen, intimen Umgebung einfängt. Die Vereinigung von visuellen Bildern wie dem Mondlicht und der physischen Berührung wie dem Küssen vermischt sich mit einem tiefen Gefühl der Ehrfurcht und emotionaler Intensität, um eine kraftvolle Liebeserklärung zu erzeugen. Das Gedicht ist ein Zeugnis der Schönheit und Verletzlichkeit der menschlichen Emotionen in der Gegenwart der geliebten Person.
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Lizenz und Verwendung
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