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Ruf

Von

Du hoher Ton der Geige! Diese Zeit
Ist nicht die meine und die Tage fliehn.
Du Jubelton der Geige! Ach, es starb
Die Jugend und mich freut kein Siegen mehr.
Du Siegeston der Geige! Ewig frisst
Der Gram! Ihr Armen! Lasst die Bäume blühn.

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Gedicht: Ruf von Otfried Krzyzanowski

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ruf“ von Otfried Krzyzanowski beschäftigt sich mit der Vergänglichkeit der Zeit, dem Verlust der Jugend und der Unfähigkeit, sich über Erfolge zu freuen. Zu Beginn wird der „hohe Ton der Geige“ als eine Art symbolischer Ruf dargestellt, der mit der Vergangenheit und einer besseren, verlorenen Zeit verbunden ist. Der „hohe Ton“ könnte hier die Erinnerung an Freude, Jugend und Lebenskraft repräsentieren, doch es wird sofort deutlich, dass diese Zeit nicht mehr die Gegenwart des Erzählers ist. Der hohe Ton verweht, und „die Tage fliehn“, was die Vergänglichkeit der Zeit und den Verlust von Lebensenergie und -freude unterstreicht.

In der zweiten Zeile beschreibt der „Jubelton der Geige“ eine vergangene Freude oder ein früheres Glück, das mit dem „Siegen“ verbunden war. Doch der Erzähler stellt fest, dass „die Jugend starb“ und er nun keine Freude mehr am „Siegen“ findet. Diese Aussage deutet darauf hin, dass der Erzähler nicht nur das Gefühl der Jugend, sondern auch das der Entschlossenheit und des Strebens nach Erfolg verloren hat. Der Sieg, der einst ein Quelle der Freude war, hat nun keine Bedeutung mehr, da die ursprüngliche Lebensenergie und die Hoffnungen vergangen sind. Der Verlust der Jugend und der damit verbundenen Lebenskraft wird als tiefer und schmerzlicher Prozess beschrieben.

Der „Siegeston der Geige“ wird in der dritten Strophe als etwas beschrieben, das von „ewigem Gram“ verschlungen wird. Dies könnte darauf hindeuten, dass jeglicher Triumph nun von einer tragischen und belastenden Traurigkeit überschattet wird. Der Erfolg ist nicht mehr befreiend oder erhebend, sondern wird von einem tiefen, bleiernen Gefühl des Verlustes und der Trauer begleitet. Die Aufforderung „Lasst die Bäume blühn“ am Ende des Gedichts wirkt wie ein verzweifelter Ruf nach Hoffnung und Erneuerung, als ob der Erzähler sich wünscht, dass die Natur, die unaufhaltsam blüht und sich erneuert, einen Ausweg aus der eigenen Traurigkeit und dem Gefühl des Verblassens bieten kann. Es ist ein letzter Appell an das Leben, das trotz der eigenen inneren Verzweiflung weitergeht.

Insgesamt ist „Ruf“ ein Gedicht über die Entfremdung von der eigenen Jugend, die Trauer über verlorene Erfolge und das schmerzhafte Bewusstsein der Vergänglichkeit. Krzyzanowski verwendet die Geige als ein Symbol für den Klang des Lebens, dessen Melodie sich in die Vergangenheit zurückzieht, während der Erzähler von einer tiefen Traurigkeit und einem Gefühl der Entfremdung von der Welt geplagt wird. Der Ruf, den die Geige erzeugt, ist nicht mehr ein freudiger, sondern ein wehmütiger Ton, der das Ende einer Ära und den Eintritt in eine dunklere Lebensphase markiert.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.