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Der Individualist

Von

Ein Weib zu suchen! Wozu? Das Geschäft
Besorgen noch immer hundert und aberhundert.

Sterben! Warum? Die Arbeit
Wird heute von tausend gesunden Männern getan.
Was kann ich Besonderes tun? Ohne Sorge sein.

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Gedicht: Der Individualist von Otfried Krzyzanowski

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Individualist“ von Otfried Krzyzanowski setzt sich mit dem Thema der Sinnfrage und dem Streben nach Individualität auseinander. In den ersten Zeilen wird die Suche nach einer Frau hinterfragt: „Ein Weib zu suchen! Wozu?“ Die Frage verweist auf das Streben nach einer traditionellen Lebensform, die als unnötig und überflüssig angesehen wird. Die Betonung darauf, dass dieses „Geschäft“ bereits von vielen anderen „hundert und aberhundert“ erledigt wird, zeigt eine Haltung der Entfremdung und des Verzichts auf persönliche Bindungen. Der Erzähler scheint sich gegen die gesellschaftlichen Erwartungen zu stellen und die Suche nach Partnerschaft oder Familie als etwas nebensächliches zu betrachten.

Die Frage „Sterben! Warum?“ stellt eine ähnliche Überlegung an, in der der Erzähler das Thema des Todes und der eigenen Vergänglichkeit relativiert. „Die Arbeit / Wird heute von tausend gesunden Männern getan“: Hier wird das Leben als etwas betrachtet, das auch ohne den Einzelnen weitergeht. Es wird ein Gefühl der Austauschbarkeit erzeugt, in dem der Tod nicht als tragisch oder außergewöhnlich wahrgenommen wird, sondern als ein weiteres Ereignis, das durch viele andere ersetzt werden kann. Diese Haltung spiegelt eine nihilistische Sichtweise wider, in der das Individuum in einer massenhaften Gesellschaft kaum eine Bedeutung hat.

Die abschließende Frage „Was kann ich Besonderes tun?“ bringt das Gefühl der Sinnlosigkeit und der Selbstentfremdung auf den Punkt. Der Erzähler scheint in einem Zustand der Resignation zu sein, ohne den Drang oder den Wunsch, sich auf eine Weise hervorzutun oder das Leben in irgendeiner besonderen Form zu gestalten. Das „Ohne Sorge sein“ am Ende des Gedichts zeigt die Abkehr von den Herausforderungen und den Drängen des Lebens. Der Individualist, der sich selbst als außerhalb der gesellschaftlichen Normen stehend begreift, findet in der Leere eine Art von „Freiheit“, die jedoch auch von Verzicht und Entfremdung geprägt ist.

Krzyzanowski malt hier das Bild eines Menschen, der die traditionellen Lebensziele und Werte in Frage stellt und sich von der Masse der anderen abhebt. Doch anstatt von einer ermächtigenden oder erfüllenden Individualität zu sprechen, zeigt das Gedicht die schmerzhafte Leere und Entfremdung, die mit dieser Haltung einhergehen kann. Es ist eine Reflexion über die Oberflächlichkeit des Lebens und die Unfähigkeit, im modernen gesellschaftlichen Kontext einen tieferen Sinn zu finden.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.