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Wert und Preis

Von

Heute kennen wir
von allem den Preis
und von nichts den Wert.

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Gedicht: Wert und Preis von Oscar Wilde

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wert und Preis“ von Oscar Wilde ist eine prägnante, fast epigrammatische Aussage über eine gesellschaftliche Fehlentwicklung. Es fängt die Essenz einer modernen, oft als materialistisch empfundenen Welt ein, in der der Fokus auf monetären Werten und ökonomischen Kennzahlen die wahren, immateriellen Werte zu überdecken droht. Wilde verwendet eine einfache, klare Sprache, die die Botschaft direkt und ohne Schnörkel vermittelt. Die Gegenüberstellung von „Preis“ und „Wert“ bildet das zentrale Element des Gedichts und unterstreicht die Diskrepanz zwischen dem, was eine Ware kostet, und dem, was sie für das menschliche Leben tatsächlich bedeutet.

Die erste Zeile, „Heute kennen wir von allem den Preis“, etabliert eine Gegenwartsperspektive, die auf eine aktuelle, zeitgenössische Situation hindeutet. Durch das Wort „Preis“ wird die Bedeutung von monetären Überlegungen hervorgehoben. Der Satz impliziert, dass die Menschen in der heutigen Zeit in der Lage sind, den Wert oder die Kosten jeder einzelnen Sache zu bestimmen. Dies kann sich auf jegliche Art von Sache beziehen, von Konsumgütern und Luxusartikeln bis hin zu Dienstleistungen und sogar menschlichen Beziehungen. Die zweite Zeile, „und von nichts den Wert“, wirft jedoch einen Schatten auf diese vermeintliche Fähigkeit.

Der Widerspruch zwischen „Preis“ und „Wert“ liegt darin, dass der „Preis“ in der Regel mit Geld bewertet wird, während der „Wert“ immateriell ist und auf Qualität, Bedeutung, Liebe, Schönheit oder ethischen Überlegungen beruht. Die Aussage legt nahe, dass wir uns in einer Gesellschaft befinden, in der die Menschen eher bereit sind, über Geld zu sprechen und zu wissen, was eine Sache kostet, aber Schwierigkeiten haben, ihren wahren Wert zu erkennen oder zu schätzen. Dieser Mangel an Wertschätzung kann zu einer Entfremdung von den wesentlichen Aspekten des Lebens führen, wie Kunst, Liebe, Freundschaft, Natur oder spirituellen Werten.

Die Stärke des Gedichts liegt in seiner Kürze und Prägnanz. Es ist eine scharfe Kritik an einer Gesellschaft, die zunehmend von wirtschaftlichen Überlegungen dominiert wird und in der der Fokus auf materiellem Besitz die Fähigkeit zur Wertschätzung anderer, immaterieller Aspekte des Lebens verdrängt. Wilde, als Ästhet und Verfechter der Kunst und des Schönen, wendet sich hier gegen eine Entwertung der menschlichen Erfahrung zugunsten rein quantitativer, materieller Maßstäbe. Es ist eine Mahnung, sich wieder auf die wahren Werte zu besinnen und zu erkennen, dass nicht alles, was einen Preis hat, auch wertvoll ist.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.