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Zur Physiognomik

Von

Der weise Schopenhauer spricht –
Und gern betret′ ich seine Spur:
»Ein jedes Menschen Angesicht
Ist ein Gedanke der Natur.«

Es folgt daraus das Eine nur,
Wenn man dem Worte Glauben schenkt:
Daß auch die ewige Natur
Mehr Dummes als Gescheites denkt.

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Gedicht: Zur Physiognomik von Oscar Blumenthal

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Zur Physiognomik“ von Oscar Blumenthal ist eine humorvolle und leicht sarkastische Auseinandersetzung mit der Physiognomik, der Lehre von der Deutung des Charakters anhand der Gesichtszüge. Es beginnt mit einer direkten Anspielung auf den Philosophen Arthur Schopenhauer, dessen Zitat als Ausgangspunkt dient: „Ein jedes Menschen Angesicht / Ist ein Gedanke der Natur.“

Der Autor nutzt Schopenhauers Aussage, um eine unerwartete Schlussfolgerung zu ziehen. Wenn man der These des Philosophen folgt und annimmt, dass das menschliche Antlitz ein Ausdruck der Natur ist, dann bedeutet das für Blumenthal im Umkehrschluss, dass die Natur, als Schöpferin all dieser Gesichter, mehr „Dummes als Gescheites“ hervorbringt. Diese Pointe ist der Kern des Gedichts und spielt mit der Erwartungshaltung des Lesers.

Die Sprache ist einfach und klar, was den satirischen Charakter des Gedichts unterstreicht. Blumenthal verzichtet auf komplizierte Formulierungen und verwendet eine schlichte, direkte Diktion. Dies trägt dazu bei, dass die Aussage unmittelbar verständlich ist und ihre humorvolle Wirkung entfaltet. Der Reim (Spur – Natur, nur – schenkt) sorgt für eine gewisse Leichtigkeit, die den Spott nicht verbittert erscheinen lässt.

Blumenthals Gedicht ist somit eine spielerische Kritik an der Physiognomik und ein Seitenhieb auf die Natur als Schöpferin. Indem er Schopenhauer zitiert und dessen Gedanken weiterdenkt, zeigt er auf humorvolle Weise, dass die Annahme, das Gesicht sei ein Spiegel des Charakters, zuweilen zu einem eher ernüchternden Ergebnis führen kann – nämlich der Erkenntnis, dass die Natur eben nicht immer weise handelt. Das Gedicht ist ein gutes Beispiel für intelligentes und humorvolles Alltagsdenken.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.