An Adolph Selmnitz
Was paßt, das muß sich ründen,
Was sich versteht, sich finden,
Was gut ist, sich verbinden,
Was liebt, zusammensein.
Was hindert, muß entweichen,
Was krumm ist, muß sich gleichen,
Was fern ist, sich erreichen,
Was keimt, das muß gedeihn.
Gib traulich mir die Hände,
Sei Bruder mir und wende
Den Blick vor Deinem Ende
Nicht wieder weg von mir.
Ein Tempel – wo wir knieen –
Ein Ort – wohin wir ziehen
Ein Glück – für das wir glühen
Ein Himmel – mir und dir.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „An Adolph Selmnitz“ von Novalis ist eine feierliche Erklärung der Verbundenheit und des gemeinsamen Lebensziels. Es beginnt mit einer Reihe von Sätzen, die sich auf natürliche Gesetzmäßigkeiten beziehen: Was zusammengehört, findet sich, versteht sich, verbindet sich und bleibt zusammen. Diese ersten vier Verse etablieren ein universelles Prinzip, das auf Harmonie und Einheit basiert und die Grundlage für die Beziehung zwischen dem Dichter und Adolph Selmnitz bildet. Der Dichter scheint hier eine universelle Wahrheit auszudrücken, die sowohl im physischen als auch im spirituellen Bereich gilt.
Die zweite Strophe setzt diese Ideen fort und erweitert sie. Sie beschreibt, was im Gegensatz zu den oben genannten idealen Zuständen geschehen muss: Hindernisse müssen weichen, Ungleichheiten ausgeglichen und Entfernungen überwunden werden. Das zentrale Thema ist hier die Entwicklung und das Wachstum. Die Natur des Menschen und das Streben nach dem Idealen wird in diesen Versen deutlich, in denen die Notwendigkeit der Veränderung und des Fortschritts betont wird. Die letzte Zeile, „Was keimt, das muss gedeihn“, ist ein starkes Bild des Wachstums und der Entwicklung, das die tiefe Verbundenheit und das gemeinsame Streben nach etwas Höherem hervorhebt.
In der dritten Strophe wendet sich das Gedicht direkt an Adolph Selmnitz und nimmt eine persönlichere Note an. Der Dichter bittet um die vertraute Geste der Handreichung und um die brüderliche Beziehung. Das Gedicht drückt den Wunsch nach unerschütterlicher Treue und Verbundenheit aus, bis zum „Ende“. Die folgenden Zeilen zeigen eine Vision eines gemeinsamen Raums, ein Tempel, wo sie knien, ein Ort, wohin sie ziehen und ein Glück, für das sie glühen. Diese Bilder repräsentieren eine tiefe spirituelle Verbindung und das gemeinsame Streben nach Glück und Erleuchtung.
Insgesamt ist das Gedicht eine Hymne an die Freundschaft, die Verbundenheit und das gemeinsame Streben nach einem höheren Ideal. Es feiert die Vereinigung von Menschen, die durch geteilte Werte und Ziele verbunden sind. Durch die Verwendung von einfachen, aber kraftvollen Bildern und einer klaren, prägnanten Sprache gelingt es Novalis, eine Botschaft von Liebe, Treue und dem Streben nach spiritueller Einheit zu vermitteln. Der „Himmel – mir und dir“ am Ende unterstreicht die tiefe Verbundenheit und das gemeinsame Ziel, eine höhere, transzendente Ebene zu erreichen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.