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Götterdämmerung

Von

Von kühnen Wunderbildern
Ein großer Trümmerhauf,
In reizendem Verwildern
Ein blühnder Garten drauf;

Versunknes Reich zu Füßen,
Vom Himmel fern und nah,
Aus anderm Reich ein Grüßen –
Das ist Italia!

Wenn Frühlingslüfte wehen
Hold übern grünen Plan,
Ein leises Auferstehen
Hebt in den Tälern an.

Da will sichs unten rühren
Im stillen Göttergrab,
Der Mensch kanns schauernd spüren
Tief in die Brust hinab.

Verwirrend in den Bäumen
Gehn Stimmen hin und her,
Ein sehnsuchtsvolles Träumen
Weht übers blaue Meer.

Und unterm duftgen Schleier,
Sooft der Lenz erwacht,
Webt in geheimer Feier
Die alte Zaubermacht.

Frau Venus hört das Locken,
Der Vögel heitern Chor,
Und richtet froh erschrocken
Aus Blumen sich empor.

Sie sucht die alten Stellen,
Das luftge Säulenhaus,
Schaut lächelnd in die Wellen
Der Frühlingsluft hinaus.

Doch öd sind nun die Stellen,
Stumm liegt ihr Säulenhaus,
Gras wächst da auf den Schwellen,
Der Wind zieht ein und aus.

Wo sind nun die Gespielen?
Diana schläft im Wald,
Neptunus ruht im kühlen
Meerschloß, das einsam hallt.

Zuweilen nur Sirenen
Noch tauchen aus dem Grund,
Und tun in irren Tönen
Die tiefe Wehmut kund. –

Sie selbst muß sinnend stehen
So bleich im Frühlingsschein,
Die Augen untergehen,
Der schöne Leib wird Stein. –

Denn über Land und Wogen
Erscheint, so still und mild,
Hoch auf dem Regenbogen
Ein andres Frauenbild.

Ein Kindlein in den Armen
Die Wunderbare hält,
Und himmlisches Erbarmen
Durchdringt die ganze Welt.

Da in den lichten Räumen
Erwacht das Menschenkind,
Und schüttelt böses Träumen
Von seinem Haupt geschwind.

Und, wie die Lerche singend,
Aus schwülen Zaubers Kluft
Erhebt die Seele ringend
Sich in die Morgenluft.

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Gedicht: Götterdämmerung von Meister Eckhart

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Götterdämmerung“ von Meister Eckhart ist eine melancholische Reflexion über den Untergang einer heidnischen Welt und den Aufstieg des Christentums. Es zeichnet ein Bild des Verfalls und der Transformation, indem es die Überreste der antiken griechisch-römischen Götterwelt mit dem Aufkommen einer neuen, christlichen Ordnung kontrastiert. Die verwendete Sprache ist bildhaft und melancholisch, was die Vergänglichkeit und den Verlust der alten Welt unterstreicht.

Die ersten Strophen beschreiben die Szenerie Italiens als einen Ort, der von Überresten einer vergangenen Pracht geprägt ist. „Von kühnen Wunderbildern / Ein großer Trümmerhauf“ deutet auf die Ruinen und Überreste einer ehemals glorreichen Zivilisation hin. Gleichzeitig wird die Natur, „Ein blühnder Garten drauf,“ als Ort der Erneuerung dargestellt, der die Ruinen überwächst und der neuen Ordnung Platz macht. Die Beschreibung „Versunknes Reich zu Füßen“ verstärkt den Eindruck des Verlustes und des Untergangs einer vergangenen Epoche.

In den mittleren Strophen wird die Erwartung und das Wiederaufleben der alten Götterwelt angedeutet, insbesondere durch die Figur der Venus. Das Frühlingserwachen weckt Sehnsüchte und die Hoffnung auf eine Rückkehr der alten Macht. Venus, die Göttin der Liebe, wird als Protagonistin dargestellt, die aus dem Schlaf erwacht und ihre alten Domänen sucht. Die Zeilen „Frau Venus hört das Locken, / Der Vögel heitern Chor, / Und richtet froh erschrocken / Aus Blumen sich empor“ zeigen ihr Erwachen und die Hoffnung, die mit ihrer Rückkehr verbunden ist. Allerdings wird diese Hoffnung sofort durch die Realität des Verfalls unterbrochen, wenn sie feststellt, dass ihre angestammten Orte verlassen und verlassen sind, was in den Versen „Doch öd sind nun die Stellen, / Stumm liegt ihr Säulenhaus, / Gras wächst da auf den Schwellen, / Der Wind zieht ein und aus“ ausgedrückt wird.

Das Gedicht gipfelt in der Darstellung der neuen christlichen Ordnung, repräsentiert durch eine „Wunderbare“ mit einem Kind in ihren Armen, die auf einem Regenbogen erscheint. Dieses Bild des christlichen Erbarmens und der Erlösung steht im deutlichen Kontrast zur sterbenden heidnischen Welt. Die „Götterdämmerung“ ist also weniger ein Untergang im wörtlichen Sinne, sondern ein Übergang von einer Epoche zur anderen, von der Welt der antiken Götter zu der Welt des christlichen Glaubens. Der Mensch wird in dieser neuen Ordnung erlöst und von seinen „bösen Träumen“ befreit, was eine hoffnungsvolle Note zum Ende des Gedichts hinzufügt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.