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Wer alles Theil am Feste nimmt

Von

Zum Geburtstage am 1. Februar 1808.

Die Lieben sehnen sich wol auch
Und sandten uns der Sehnsucht Hauch!

Hast du gefühlt ein Geisterwehen
Im Morgenschlaf,
Als dich aus fernen blauen Höhen
Der erste Strahl des Tages traf?

Hast du vernommen süße Worte
Im lichten Traum?
Umzog des Lebens goldne Pforte
Der Hauch von einem Purpursaum?

Ist heute dir nicht nah gewesen
Ein theures Bild,
Ein zartes, wunderbares Wesen,
Von Glanz und Düften halb umhüllt?

O wag′ es, Ida, Raum zu geben
Dem frommen Wahn,
Daß Geister unsern Pfad umschweben
Und oft sich leis und traulich nahn.

Hier, wo nur schlechte Blüten reifen,
Wo selten nur
Und schnell vorüber Strahlen streifen
Des Lichts von einer schönen Flur,

Hebt schmachtend sich nach fernen Zonen
Der Thränenblick,
Und sie, die dort in Frieden wohnen,
Schaun sehnsuchtsvoll nach uns zurück.

O starker Bund – bei unsern Festen
Erscheinen sie!
O süßes Mahl mit solchen Gästen!
O Zauberkraft der Sympathie!

Bleib′, holde Ida, bleibe immer
Dem Bunde treu,
Daß mild umglänzt von seinem Schimmer
Dein ganzes schönes Leben sei.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Wer alles Theil am Feste nimmt von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wer alles Theil am Feste nimmt“ von Max von Schenkendorf ist eine poetische Hommage an die Sehnsucht und die Verbundenheit, die über den Tod hinausreicht. Es wurde zum Geburtstag von Ida, vermutlich einer Freundin oder Geliebten des Dichters, verfasst. Das Gedicht beschwört eine Welt der Geister und übernatürlichen Präsenz, in der die Toten an den Freuden der Lebenden teilhaben. Es ist eine romantische Vision, in der die Grenze zwischen Leben und Tod verschwimmt und die Liebe und die Erinnerung über den körperlichen Tod triumphieren.

Die ersten Strophen zeichnen ein Bild der Sehnsucht und der spirituellen Erfahrung. Fragen wie „Hast du gefühlt ein Geisterwehen“ oder „Hast du vernommen süße Worte im lichten Traum?“ laden dazu ein, die eigene Wahrnehmung zu hinterfragen und die Präsenz einer unsichtbaren Welt zu erahnen. Das Gedicht spielt mit Bildern des Morgens, des Traums und der Schönheit, um eine Atmosphäre der Mystik und des Transzendenten zu erzeugen. Die „fernen blauen Höhen“ und die „goldne Pforte“ des Lebens deuten auf eine erhabene Realität hin, die den Horizont des Gewöhnlichen übersteigt.

In den folgenden Strophen wird diese spirituelle Verbindung konkretisiert. „Ein theures Bild“ und „ein zartes, wunderbares Wesen“ werden erwähnt, was auf geliebte Verstorbene hindeutet, die im Gedächtnis weiterleben und an den Festen der Lebenden teilnehmen. Die Zeilen „Daß Geister unsern Pfad umschweben / Und oft sich leis und traulich nahn“ unterstreichen die Vorstellung, dass die Geisterwelt nicht fern, sondern ganz nah ist. Diese Nähe wird als Quelle des Trostes und der Inspiration dargestellt. Die letzte Strophe ist ein liebevoller Wunsch an Ida, dem Bund der Liebe und Erinnerung treu zu bleiben, um ihr ganzes Leben in einem sanften Glanz zu erstrahlen.

Schenkendorfs Sprache ist von romantischer Gefühlsseligkeit geprägt, mit einer Vorliebe für Bilder der Natur, des Traums und des Übernatürlichen. Die Verwendung von Fragen und Anreden wie „Ida“ verstärkt die Intimität und die emotionale Bindung des Gedichts. Die „schlechten Blüten“ und „Strahlen“ als Kontrast zu den „fernen Zonen“ deuten auf die Vergänglichkeit des irdischen Lebens hin, während die Geisterwelt als ein Ort der ewigen Schönheit und des Friedens dargestellt wird. Die Wiederholung des „O“ am Anfang einiger Zeilen, die Ausrufe und die Verwendung von Adjektiven wie „süßes“, „zartes“ und „wunderbares“ verstärken die emotionale Wirkung und die feierliche Atmosphäre des Gedichts.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.