Warum er ins Feld zog
Ich zieh′ ins Feld, mich hat geladen
Ein heiliges geliebtes Haupt;
O Dank den ew′gen Himmelsgnaden,
Mein König hat den Kampf erlaubt.
Ich zieh′ ins Feld für meinen Glauben,
Für aller Welten höchstes Gut;
Am Nile schwur der Feind zu rauben
Uns vom Altar des Heilands Blut.
Ich zieh′ ins Feld für ew′ges Leben,
Für Freiheit und uraltes Recht;
In frischer Kraft soll sich erheben
Der Mensch, zu lange schon ein Knecht.
Ich zieh′ ins Feld um Himmelsgüter
Und nicht um Fürstenlohn und Ruhm;
Ein Ritter ist geborner Hüter
Von jedem wahren Heiligthum.
Ich zieh′ ins Feld für Deutschlands Ehre,
Das Lustspiel alter Heldenwelt,
Daß Lied und Minne wiederkehre
In unser grünes Eichenzelt.
Ich zieh′ ins Feld mit freien Bauern
Und ehrenwerther Bürgerzunft;
Ein ernster Schlachtruf ist ihr Trauern
Um alter Zeiten Wiederkunft.
Ich zieh′ ins Feld, daß ferner gelte
Mein Adel, meine Wappenzier,
Daß mich der Ahnen keiner schelte
Einst an des Paradieses Thür.
Ich zieh′ ins Feld für meine Dame,
Die schönste weit im ganzen Land,
Daß ohne Tadel sei der Name
Den sie zu tragen würdig fand.
Ich zieh′ ins Feld, wo tausend sinken
Als Bürger einer bessern Welt;
Soll mir der Todesengel winken,
Hier bin ich, Herr, ich zieh′ ins Feld.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Warum er ins Feld zog“ von Max von Schenkendorf ist eine pathetische Erklärung der Kriegsmotivation eines Ich-Erzählers, wahrscheinlich aus der Zeit der Befreiungskriege gegen Napoleon. Es handelt sich um eine Auflistung verschiedener Gründe, die den Protagonisten dazu bewegen, in den Krieg zu ziehen, wobei diese Gründe von religiösen Idealen bis hin zu persönlichen Motiven reichen. Der Text dient als propagandistische Rechtfertigung für den Krieg, indem er ihn als eine heilige Pflicht und als Verteidigung der höchsten Werte des Landes darstellt.
Die erste Strophe etabliert die Loyalität zum König und die religiöse Legitimation des Krieges. Der „heilige“ König und die „ewigen Himmelsgnaden“ deuten auf eine göttliche Rechtfertigung der militärischen Auseinandersetzung hin. In den folgenden Strophen werden weitere Motive hinzugefügt: der Glaube, die Freiheit, das ewige Leben und die Ehre Deutschlands. Diese Gründe vermischen sich mit persönlichen Ambitionen, wie dem Wunsch nach Adel und der Verteidigung der Ehre der eigenen Dame. Die Verwendung von Begriffen wie „Himmelsgüter“, „Heiligthum“ und „Adel“ unterstreicht die Idealisierung des Krieges und die Verbindung von Kampf und höherer Bestimmung.
Die Vielschichtigkeit der Kriegsgründe spiegelt die komplexen Motivationen wider, die Menschen dazu bewegen, in den Krieg zu ziehen. Es ist jedoch auch ein rhetorischer Trick, da die verschiedenen Beweggründe zusammengenommen ein starkes Gefühl der Überzeugung und des Nationalstolzes erzeugen sollen. Durch die Erwähnung von „freien Bauern“ und „Bürgerzunft“ wird der Krieg als eine Angelegenheit des gesamten Volkes dargestellt, was die Identifikation und das Engagement für die Sache verstärken soll. Der Ich-Erzähler nimmt eine Vorbildfunktion ein, indem er seine Bereitschaft zum Sterben bekundet, was in der letzten Strophe kulminiert.
Die Sprache des Gedichts ist pathetisch und von einer gewissen Erhabenheit geprägt, die durch die Verwendung von Wörtern wie „Glauben“, „ewiges Leben“ und „Ehre“ unterstrichen wird. Der Reim und die regelmäßige Struktur tragen zur rhetorischen Wirkung bei und machen das Gedicht leicht merkbar und einprägsam. Der Autor nutzt historische und religiöse Anspielungen, um eine Atmosphäre der Ernsthaftigkeit und des Pathos zu erzeugen.
Insgesamt ist das Gedicht ein Ausdruck der Zeit, in der es entstand. Es verherrlicht den Krieg als eine edle und ehrenhafte Pflicht und versucht, die Leser von der Notwendigkeit der Teilnahme an den Kriegsbemühungen zu überzeugen. Es ist ein Beispiel für die politische und ideologische Instrumentalisierung des Krieges und die Fähigkeit der Poesie, Emotionen zu wecken und Menschen für eine bestimmte Sache zu mobilisieren.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.