Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , , ,

Todessehnen

Von

Ach, wer nimmt von meiner Seele
Die geheime schwere Last,
Die, je mehr ich sie verhehle,
Immer mächtiger mich faßt?

Möchtest du nur endlich brechen,
Mein gequältes, banges Herz!
Findest hier mit deinen Schwächen,
Deiner Liebe nichts als Schmerz.

Dort nur wirst du ganz genesen,
Wo der Sehnsucht nichts mehr fehlt,
Wo das schwesterliche Wesen
Deinem Wesen sich vermählt.

Hör′ es, Vater in der Höhe,
Aus der Fremde fleht dein Kind:
Gib, daß er mich bald umwehe
Deines Todes Lebenswind.

Daß er zu dem Stern mich hebe,
Wo man keine Trennung kennt,
Wo die Geistersprache Leben
Mit der Liebe Namen nennt.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Todessehnen von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Todessehnen“ von Max von Schenkendorf ist eine melancholische Reflexion über die Last des irdischen Lebens und die Sehnsucht nach Erlösung durch den Tod. Die ersten Strophen drücken ein tiefes Gefühl der Beklommenheit und des Schmerzes aus. Der Sprecher fühlt eine schwere Last auf seiner Seele, die er vergeblich zu verbergen versucht. Diese Last scheint ihn immer mehr zu überwältigen, was auf eine tiefe innere Zerrissenheit und Verzweiflung hindeutet. Die wiederholte Frage nach Befreiung und Heilung lässt den Wunsch nach einer Veränderung der leidvollen Situation erkennen. Die Liebe, die im zweiten Vers angedeutet wird, scheint hier nur Schmerz zu bereiten, was die Hoffnungslosigkeit des Sprechers zusätzlich unterstreicht.

Im weiteren Verlauf des Gedichts wird die Vorstellung eines transzendenten Ortes, eines Jenseits, als mögliche Quelle der Erlösung etabliert. Der Sprecher hofft auf Genesung in einer Welt, in der die Sehnsucht gestillt wird. Hier verschmilzt das irdische Selbst mit einem „schwesterlichen Wesen“, was auf eine Einheit und Ganzheit hindeutet, die im gegenwärtigen Leben nicht erreichbar scheint. Diese Zeilen offenbaren eine tiefe Sehnsucht nach Vereinigung, nach dem Ende der Trennung und des Leids. Die Metapher der „Vermählung“ deutet auf eine spirituelle Hochzeit, eine Vereinigung mit dem Göttlichen oder mit einem Ideal hin, welches im irdischen Dasein unerreichbar ist.

Die letzte Strophe ist ein Gebet an den „Vater in der Höhe“, was eine religiöse Dimension in die Gedichtsprache einführt. Der Sprecher fleht aus der „Fremde“, was das irdische Leben als Exil und die Seele als wandernd und heimatlos kennzeichnet. Er bittet um den „Todes Lebenswind“, eine paradoxe Formulierung, die den Tod nicht als Ende, sondern als Weg zur Freiheit und zum ewigen Leben interpretiert. Dieser Wind soll ihn zu einem Stern heben, zu einem Ort ohne Trennung, wo „Geistersprache Leben“ mit der „Liebe Namen nennt“. Hier wird der Tod zur Brücke in eine Welt der Vollkommenheit und der unendlichen Liebe.

Insgesamt ist „Todessehnen“ ein tiefgründiges Gedicht über die menschliche Sehnsucht nach Erlösung, nach dem Ende des Leidens und der Vereinigung mit dem Göttlichen. Es ist geprägt von einer melancholischen Stimmung, die die Schwere des irdischen Lebens und die Hoffnung auf eine bessere, transzendente Existenz widerspiegelt. Die Verwendung religiöser Bilder und die Anrufung Gottes verleihen dem Gedicht eine spirituelle Tiefe und machen es zu einem Ausdruck der menschlichen Suche nach Sinn und Trost angesichts von Schmerz und Vergänglichkeit.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.