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Thränen

Von

Aus dem Urquell rannen Tropfen,
Seelen, die gleich hellen Thränen,
Farben spiegeln und sich sehnen
Nach den Schwesterthränen,
Nach dem Thränenmeer.

Aus dem Urquell rannen Thränen,
Die, zu Steinen schnell erkaltet,
Ewig Thränenfarbe tragen,
Die sich ewig sehnen
Nach der Schmelzung Glut.

Hat sie nicht ein Ziel gefunden
Für die ewig rege Sehnsucht
Meine Seele? Schwesterthräne,
Holde Schwesterseele,
Wurden wir nicht eins?

Sieh die zarten Perlenschnüre
Sich um deinen Busen schlingen,
Wie sie glänzen, wie sie glühen,
Wie sie Leben finden
Dort, wo ich sie fand?

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Thränen von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Thränen“ von Max von Schenkendorf ist eine melancholische Reflexion über die Sehnsucht, die Vergänglichkeit und die Vereinigung von Seelen, dargestellt durch das Bild von Tränen. Das Gedicht ist in drei Strophen unterteilt, die jeweils eine andere Facette dieser Themen beleuchten. Der Titel selbst, „Tränen“, deutet auf eine tiefe Emotion und ein Gefühl der Traurigkeit hin, das durch das gesamte Gedicht hindurch spürbar ist.

Die erste Strophe beschreibt den Ursprung der Tränen, die aus einem „Urquell“ entspringen und das Spiegelbild der Seele darstellen. Diese Tränen, gleich „hellen Thränen“, sehnen sich nach der Vereinigung in einem „Thränenmeer“. Dieses Bild symbolisiert den Wunsch nach Auflösung in einer größeren Einheit und die Sehnsucht nach einer überindividuellen Verbindung. Die Verwendung von Farben und das Spiegeln deuten auf die Vielfalt und Individualität der Seelen hin, die sich jedoch nach der Einheit sehnen. Die Wiederholung des Wortes „Sehnen“ verstärkt das Gefühl der Sehnsucht und des Verlangens.

Die zweite Strophe wirft einen düsteren Blick auf die Vergänglichkeit und die unerfüllte Sehnsucht. Die Tränen, die ursprünglich aus dem Urquell rannen, erkalten zu Steinen, behalten jedoch ihre Tränenfarbe und sehnen sich nach „Schmelzung Glut“. Dies deutet auf eine Verhärtung und Unfähigkeit zur Erfüllung der Sehnsucht hin. Die Metapher der erkalteten Steine symbolisiert die Erstarrung der Emotionen und das Scheitern der Vereinigung. Die „Schmelzung Glut“ steht für die Auflösung und die Möglichkeit einer neuen, erfüllten Vereinigung, die jedoch unerreichbar scheint.

Die dritte Strophe, die letzte, ist eine direkte Ansprache an eine „Schwesterseele“. Hier wird die Frage nach der Erfüllung der Sehnsucht aufgeworfen: „Wurden wir nicht eins?“ Das Gedicht gipfelt in dem Bild von „zarten Perlenschnüren“, die sich um den Busen der Schwesterseele schlingen. Diese Perlen, die aus den Tränen des Sprechers entstanden sind, glänzen und glühen, und finden „Leben“ an dem Ort, wo der Sprecher sie fand. Dies deutet auf eine teilweise Erfüllung der Sehnsucht und die Möglichkeit einer bleibenden Verbindung hin, auch wenn die ursprüngliche Sehnsucht nach dem „Thränenmeer“ nicht vollständig gestillt werden kann. Insgesamt ist das Gedicht ein tiefgründiger Ausdruck menschlicher Emotionen und Sehnsüchte, der in einer einfachen, aber eindringlichen Sprache verfasst ist.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.