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Vor mich hin

Von

Mein Herz wird brechen, und ich weiß,
Weil bald es brechen muss, drum schlägt
Es jetzt so süß und schnell und heiß.
Doch was es brechen macht, bewegt
Sich nicht als Schatte ohne Laut
Und unbenennbar auf mich zu.
Es hat Gestalt und ist vertraut,
Sein süßer Name lautet: Du.

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Gedicht: Vor mich hin von Max Kommerell

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Vor mich hin“ von Max Kommerell ist ein kurzes, aber äußerst intensives Liebesgedicht, das in wenigen Versen den nahenden Schmerz der Liebe mit der gegenwärtigen Ekstase verbindet. Es thematisiert die Spannung zwischen der Süße des gegenwärtigen Erlebens und der Gewissheit eines kommenden seelischen Bruchs.

Das lyrische Ich beschreibt sein Herz als kurz vor dem Zerbrechen stehend – eine Metapher für emotionalen Schmerz, der durch eine überwältigende Liebe ausgelöst wird. Diese Vorausahnung macht das jetzige Gefühl nur umso intensiver: Das Herz schlägt „süß und schnell und heiß“, als wolle es jeden Moment der Liebe aufsaugen, bevor der Schmerz eintritt. In dieser Ambivalenz aus Vorfreude, Leidenschaft und Angst entfaltet sich eine tiefe emotionale Bewegung.

Bemerkenswert ist, dass der Grund des kommenden Schmerzes keine unklare, abstrakte Bedrohung ist, sondern eine konkrete, geliebte Person. Das, was das Herz brechen wird, ist keine vage „Schatte ohne Laut“, sondern hat eine „Gestalt“ und einen „süßen Namen“: „Du“. Damit kehrt das Gedicht die übliche Vorstellung von Gefahr um – es ist nicht das Fremde, das zerstört, sondern das Vertraute, Geliebte. Diese letzte Wendung verleiht dem Text eine bittersüße Tiefe.

Kommerells Sprache ist einfach und klar, die Wirkung aber ist hoch verdichtet: Die vier Doppelverse spiegeln die innere Spannung des lyrischen Ichs zwischen Hingabe und Verletzlichkeit. So wird das Gedicht zu einer prägnanten Darstellung jener Liebe, die gerade durch ihre Intensität verletzbar macht – ein stilles, elegantes Bekenntnis zu einem Gefühl, das sowohl Leben spendet als auch zerstören kann.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.