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Das Bild in Gelnhausen

Von

Zu Gelnhausen an der Mauer
Steht ein steinern altes Haupt
Einsam in dem Haus der Trauer,
Das der Epheu grün umlaubt.

Und das Haupt, es scheint zu sprechen:
Starb die ganze deutsche Welt?
Will kein Mann die Unbill rächen,
Bis der Erde Bau zerfällt?

Und das Haupt, es scheint zu grüßen
Fragend uns halb streng, halb mild;
Laß es uns in Demuth küssen,
Das ist Kaiser Friedrichs Bild.

Herrlich hat sein Schloß gestanden
Hier vor langer ferner Zeit,
Als er nach den Morgenlanden
Zog in Gottes heil′gem Streit.

Rothbart, wie so fest gebunden
Hält ein Zauber dich gebannt?
Fließt hier Blut aus offnen Wunden,
Sind das Thränen an der Wand?

Alter Herr, ich kann dir melden
Reiches, schönes Freudenwort.
Schau, dort zielen viel tausend Helden
In die Schlachten Gottes fort.

Und die Welschen sind geschlagen,
Und es siegt das heil′ge Kreuz,
Wieder kehrt aus deinen Tagen
Lebensfülle, Lebensreiz.

Magst nun dich zur Ruhe legen,
Altes stolzes Kaiserhaupt,
Deine Kraft, dein Waffensegen
Wird uns nimmermehr geraubt! –

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Das Bild in Gelnhausen von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das Bild in Gelnhausen“ von Max von Schenkendorf ist eine patriotische Hommage an Kaiser Friedrich Barbarossa und eine Reflexion über die deutsche Geschichte und das Streben nach Einheit und Ruhm. Das Gedicht beginnt mit der Beschreibung einer steinernen Statue, vermutlich einer Büste des Kaisers, die an den Mauern von Gelnhausen steht. Der Ort selbst, bedeckt vom Efeu, wird als „Haus der Trauer“ bezeichnet, was die historische Zerrissenheit Deutschlands andeutet. Das Haupt des Kaisers, einsam und still, scheint Fragen nach dem Zustand Deutschlands zu stellen und nach dem Willen zur Erneuerung und zur Rache für erlittenes Unrecht.

Die zweite Strophe führt die Vorstellung der Erneuerung und des Wiederauflebens ein. Der Erzähler fordert dazu auf, das Bild des Kaisers in Demut zu küssen, was die Verehrung und den Respekt für die historische Figur unterstreicht. Die Strophe erinnert an die glorreiche Vergangenheit, als Friedrich Barbarossa seine Schlösser in Gelnhausen hatte und in den Kreuzzügen in das Morgenland zog. Diese Rückbesinnung auf vergangene Größe dient als Grundlage für das weitere Gedicht. Der Kaiser wird zum Symbol für Stärke, Tapferkeit und den Kampf für eine gerechte Sache, auch wenn diese von religiösen Motiven geprägt ist.

In der dritten Strophe, die direkt das Bild von Friedrich Rothbart, also Barbarossa anspricht, werden Fragen nach dem Verbleib des Kaisers und nach den Zeichen des Leidens gestellt. Blut und Tränen werden angedeutet, was die Erinnerung an die Kämpfe und das Leid im Zusammenhang mit der Geschichte des Kaisers und Deutschlands weckt. Diese Fragen werden in der vierten Strophe beantwortet, in der die Antwort des Erzählers die Hoffnung auf eine glorreiche Zukunft widerspiegelt. Das Gedicht feiert den Sieg des heiligen Kreuzes und die Siege der deutschen Krieger. Hier wird die Hoffnung auf eine glänzende Zukunft Deutschlands, die auf alten Tugenden beruht, deutlich.

In den abschließenden Strophen findet das Gedicht seinen Höhepunkt in der Verheißung von Ruhe für den Kaiser. Die Kraft und der militärische Segen Friedrichs werden als unsterblich erklärt, was auf eine dauerhafte Bedeutung des Kaisers und seiner Ideale für die deutsche Identität hindeutet. Die Botschaft ist eindeutig patriotisch: Die Vergangenheit des deutschen Volkes, verkörpert durch den Kaiser, dient als Quelle der Stärke und des Stolzes für die Zukunft. Es ist eine Beschwörung zur Einigkeit und zum Triumph des deutschen Geistes.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.