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Bernsteinfischerlied

Von

Königsberg 1808.

Preis dem heil′gen Küstenhüter,
Der die wunderbaren Güter
Uns gereicht aus tiefer Flut!
Bei dem ersten Morgenstrahle
Füllen wir mit Gold die Schale,
Schöpfen wir das Sonnengut.

Welch ein Reichthum! Welche Fülle!
Bist uns nah in Geisterhülle,
Heil′ger Vater Adalbert!

In das weite Meer versunken,
Von den Wellen eingetrunken,
Ist ein sel′ges altes Land.
Fischer schaun es noch in Träumen,
Tropfen von den Lebensbäumen
Sammeln wir mit reiner Hand.

Alle treibt ein gläubig Sehnen,
Und in schwachen Fischerkähnen
Wagen wir die heil′ge Fahrt.

Muthig selbst auf Todeswegen
Schiffen wir dem Licht entgegen
Dürstend nach so hohem Preis.
Werden wir hinabgezogen,
Kühlet im Gezelt der Wogen
Unsre Gluten goldnes Eis.

In der heil′gen Frühe kommen
Unsre Güter angeschwommen,
Licht und Wasser sind uns hold.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Bernsteinfischerlied von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Bernsteinfischerlied“ von Max von Schenkendorf, verfasst im Jahr 1808, ist eine Lobpreisung und Hommage an den Bernstein, der in der Ostsee gewonnen wird. Es greift die Thematik der Verbundenheit zur Natur, der Arbeit und des Glaubens auf und verbindet diese Elemente zu einem verklärenden Bild der Bernsteinfischerei. Der „heil′ge Küstenhüter“ (vermutlich ein Schutzpatron oder Heiliger, der die Küste bewacht) wird für die „wunderbaren Güter“ gelobt, die den Fischern aus den Tiefen des Meeres beschert werden. Die erste Strophe etabliert die Freude über den Gewinn des Bernsteins und die Wertschätzung des „Sonnenguts“, was die goldene Farbe des Bernsteins und seine Assoziation mit Licht und Sonne hervorhebt.

Die zweite Strophe führt eine mystische Dimension ein, indem sie auf das versunkene Land verweist, das die Fischer in Träumen sehen. Dieser Hinweis auf ein verlorenes Paradies oder eine untergegangene Kultur verleiht dem Gedicht eine tiefere symbolische Bedeutung. Der „heil′ge Vater Adalbert“ wird angerufen, was auf eine religiöse Verehrung und eine spirituelle Komponente der Bernsteinfischerei hindeutet. Die „Tropfen von den Lebensbäumen“ deuten auf eine mythische Verbindung zum Ursprung des Lebens und der Fruchtbarkeit hin, was die Bedeutung des Bernsteins als wertvollen Schatz zusätzlich unterstreicht.

In der dritten Strophe wird der Mut und die Entschlossenheit der Fischer betont, die trotz der Gefahren des Meeres ihre Arbeit verrichten. Das „gläubig Sehnen“ und die „heil′ge Fahrt“ verweisen auf eine Art Pilgerreise, die mit der Bernsteinfischerei verbunden ist. Die Zeile „Muthig selbst auf Todeswegen“ lässt die Risiken erahnen, die mit der Arbeit verbunden sind, und unterstreicht den unerschrockenen Charakter der Fischer. Die letzte Strophe verstärkt die religiöse oder spirituelle Atmosphäre durch die Beschreibung des Ankommens der Güter „in der heil′gen Frühe“.

Die letzte Strophe unterstreicht die Harmonie zwischen Natur und Mensch, indem sie von der Ankunft der Güter in der „heil′gen Frühe“ spricht und die Verbundenheit von Licht und Wasser als „uns hold“ beschreibt. Das Gedicht ist geprägt von einer romantischen Verklärung der Bernsteinfischerei, die als eine Tätigkeit dargestellt wird, die nicht nur materiellen Reichtum, sondern auch spirituelle Erfüllung und die Nähe zur Natur mit sich bringt. Der Bernstein wird hier zu einem Symbol für Schönheit, Wert und die Verbindung zwischen dem Irdischen und dem Übernatürlichen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.