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An eine Orangenblüte

Von

1807.

Was willst du in den kalten Zonen,
O Blume, die aus Süden kam?
Auch ich muß in der Fremde wohnen
Voll Sehnsucht und voll Gram.

Und beide nur ein kläglich Leben,
Im Krankenhause, leben wir;
Was uns der Heimat Götter geben,
Wer nützt und liebt es hier?

Verschließe deine zarten Düfte,
Den Kelch von Wohlgerüchen schwer,
Und ströme nicht in Todtengrüfte
Des höchsten Lebens Meer.

Auch sie, der unter milderm Himmel
Wol manches kleine Lied entquoll,
Die Harfe schweigt im Kriegsgetümmel,
Sie klang so minnevoll.

Dort magst du wieder dich entfalten,
Wo deine warme Heimat blüht;
Dort, wo die stillen Zauber walten,
Sing′ ich ein neues Lied.

Und können wir es nicht erwerben,
Der höchsten Sehnsucht höchstes Ziel,
So laß uns welken, laß uns sterben
In schmerzlichem Gefühl.

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Gedicht: An eine Orangenblüte von Max von Schenkendorf

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An eine Orangenblüte“ von Max von Schenkendorf aus dem Jahr 1807 ist eine melancholische Reflexion über die Sehnsucht nach der Heimat und das Gefühl der Fremde. Es stellt eine Verbindung zwischen dem lyrischen Ich und einer Orangenblüte her, die, wie der Dichter selbst, in einer unwirtlichen Umgebung – den „kalten Zonen“ – existieren muss. Das Gedicht ist von einer tiefen Traurigkeit geprägt, die sich aus der Unmöglichkeit ergibt, die Sehnsucht nach dem Ursprung zu stillen.

Die Metapher des Krankenhause symbolisiert die trostlose Umgebung, in der sowohl die Blüte als auch das lyrische Ich ihr Dasein fristen. Die „zarten Düfte“ der Blüte und die „kleinen Lieder“ des lyrischen Ichs stehen für die Schönheit und Lebensfreude, die in der Fremde verloren gehen. Die Zeilen „Verschließe deine zarten Düfte, / Den Kelch von Wohlgerüchen schwer, / Und ströme nicht in Todtengrüfte / Des höchsten Lebens Meer“ drücken den Wunsch nach Bewahrung der eigenen Identität und der Abwehr der Einflüsse der fremden Umgebung aus. Die „Todtengrüfte“ stehen hierbei für eine Umgebung, die dem Leben und der Freude entgegengesetzt ist.

Die zweite Hälfte des Gedichts verstärkt die Sehnsucht nach der Heimat noch weiter. Die Anspielung auf die Harfe, die im „Kriegsgetümmel“ verstummt, unterstreicht die Störung der Harmonie und des Friedens, die durch die Fremde hervorgerufen wird. Die Verheißung eines „neuen Liedes“ in der Heimat und die Hoffnung auf „stille Zauber“ bieten einen Hoffnungsschimmer, der jedoch von der resignierten Schlusszeile gedämpft wird: „So laß uns welken, laß uns sterben / In schmerzlichem Gefühl.“ Diese Zeilen zeugen von der Verzweiflung angesichts der unerreichbaren Sehnsucht und der Akzeptanz eines schmerzvollen Endes, falls das höchste Ziel – die Rückkehr in die Heimat – unerreichbar bleibt.

Das Gedicht ist in einer einfachen, melodischen Sprache verfasst, die die tiefe Melancholie und die Sehnsucht des lyrischen Ichs zum Ausdruck bringt. Der Reim und der fließende Rhythmus verstärken die emotionale Wirkung und erzeugen ein Gefühl der Wehmut und des Verlusts. Die Orangenblüte dient als Spiegelbild der eigenen Gefühle, wodurch der Dichter seine innere Zerrissenheit und seine Sehnsucht nach einem besseren Ort offenbart. Das Gedicht ist ein berührendes Zeugnis der Sehnsucht und der Verlorenheit in der Fremde.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.