Ich danke Gott
1. Ich danke Gott und freue mich
Wie′s Kind zur Weihnachtsgabe,
Daß ich hier bin! Und daß ich dich
Schön menschlich Antlitz habe.
2. Daß ich die Sonne, Berg und Meer,
Und Laub und Gras kann sehen
Und abends unterm Sternenheer
Und lieben Monde gehen.
3. Gott gebe mir nur jeden Tag.
So viel ich darf zum Leben,
Er gibt′s dem Sperling auf dem Dach;
Wie sollt′ er′s mir nicht geben!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Ich danke Gott“ von Matthias Claudius ist ein Ausdruck tief empfundener Dankbarkeit für die Gaben des Lebens und eine kindliche Freude an der Welt. Es zeichnet sich durch eine schlichte, klare Sprache und eine einfache, aber wirkungsvolle Reimstruktur aus, die an Volkslieder erinnert. Der Ton ist warmherzig und vertraut, was dem Gedicht eine besondere Zugänglichkeit verleiht und es dem Leser leicht macht, sich in die dargelegte Dankbarkeit hineinzuversetzen.
In der ersten Strophe drückt der Sprecher seine Freude darüber aus, am Leben zu sein und ein menschliches Antlitz zu haben – ein Geschenk, das er mit kindlicher Begeisterung empfängt. Die Metapher des „Kind[es] zur Weihnachtsgabe“ unterstreicht die Unschuld und das Staunen, mit dem der Dichter die Welt wahrnimmt. Diese kindliche Haltung ist zentral für das Gedicht, da sie die Grundlage für die folgende Dankbarkeit bildet. Die Formulierung „daß ich dich / Schön menschlich Antlitz habe“ könnte so interpretiert werden, dass der Dichter auch die Schönheit des menschlichen Daseins und die zwischenmenschliche Verbundenheit schätzt.
Die zweite Strophe erweitert den Blick auf die äußere Welt. Der Dichter ist dankbar für die Möglichkeit, die Schönheit der Natur zu erleben: die Sonne, die Berge, das Meer, das Laub, das Gras, den Sternenhimmel und den Mond. Diese Aufzählung deutet auf eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und ein Empfinden von Glück und Harmonie. Die einfache Auflistung der Elemente erzeugt eine Fülle, die die Fülle des Dankes widerspiegelt. Das „Gehen“ unter dem Mond wird zu einer Metapher für das ruhige Genießen der Momente des Lebens und der Schönheit, die es bereithält.
Die dritte Strophe nimmt die Form eines Gebets oder Wunsches an. Der Dichter bittet Gott um die täglichen Bedürfnisse, die zum Leben nötig sind. Er vergleicht seine Bedürfnisse mit denen eines Sperlings, der von Gott versorgt wird, und drückt sein Vertrauen in die göttliche Fürsorge aus. Dieser Glaube unterstreicht die tiefe Frömmigkeit des Dichters und seine Demut vor der Schöpfung. Das Gedicht endet mit einem Gefühl der Zuversicht und des Vertrauens, das die Dankbarkeit für das Leben ergänzt.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.