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Abenteuer

Von

Nun hat der weite Weg mich ganz verloren,
Wie floh mich Anfang, Ende und die Mitte!
Ich bin in einem tiefen Kreis geboren,
Ich höre meine leichten Schritte
In einem fernen Lande widerhallen,
Ich höre meine leisen Worte
In eine dunkle Stille niederfallen,
Ich schreite durch viel fremde Orte,
Fühl mich gehalten, stille, wie zu Haus,
Und muß doch gehn, und gehe wie für immer,
Und schau nach meiner Rückkehr lächelnd aus –
Ich weiß so viel: Ich kenne schon das Zimmer,
Der blauen Ampel süß gestilltes Licht,
Ich hörte schon vor tausend Jahren diese Stimme,
Wie sie mir zitternd das Willkommen spricht.

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Gedicht: Abenteuer von Maria Luise Weissmann

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Abenteuer“ von Maria Luise Weissmann beschreibt eine Reise, die sich durch ihre ungewöhnliche Natur auszeichnet. Es geht nicht nur um eine physische Reise durch „viel fremde Orte“, sondern auch um eine innere, zeitlose Erfahrung. Der Sprecher fühlt sich in der Fremde gehalten „wie zu Haus“, was auf eine tiefe Vertrautheit mit dem Unbekannten hindeutet. Das „Verlorensein“ im weiten Weg ist nicht negativ konnotiert, sondern Teil eines Prozesses, der Anfang, Ende und Mitte verschwimmen lässt.

Die Wiederholung des Ichs, das seine eigenen Schritte und Worte wahrnimmt, verstärkt das Gefühl der Einsamkeit und der Selbstreflexion. Das Echo der Schritte in einem „fernen Lande“ und die Worte, die in die Stille fallen, unterstreichen die Isolation des Sprechers, aber auch die Bedeutung seiner eigenen Existenz in dieser Weite. Die „dunkle Stille“ und die „fremde Orte“ könnten metaphorisch für die unbekannten Bereiche des Lebens und der eigenen Psyche stehen, die der Sprecher erkundet.

Das Gedicht schwingt zwischen Bewegung und Stillstand, zwischen dem Gefühl des Gehaltenseins und der Notwendigkeit, weiterzugehen. „Ich muß doch gehn, und gehe wie für immer,“ verdeutlicht dieses Paradoxon, die Verpflichtung, sich dem Fluss des Lebens hinzugeben, während gleichzeitig eine tiefe Verbundenheit mit einem unbekannten Ziel spürbar ist. Das „Rückkehr lächelnd aus-“ deutet auf eine Akzeptanz der Reise und eine Vorfreude auf ein Wiedersehen.

Der letzte Teil des Gedichts enthüllt eine erstaunliche Erkenntnis: Der Sprecher kennt das „Zimmer“, das „Licht“ und die Stimme. Diese Wiedererkennung impliziert einen zyklischen Charakter der Reise, eine Erfahrung, die sich wiederholt. Die „blauen Ampel“ und die „Stimme“ erinnern an eine Vertrautheit, die über die Zeit hinausgeht. Die Reise, das „Abenteuer“, ist somit nicht nur eine Entdeckung der äußeren Welt, sondern auch eine Rückkehr zu einer tiefen, inneren Vertrautheit.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.