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Der Tod

Von

O Anblick der Glanznacht, Sternheere,
Wie erhebt ihr! Wie entzückst du, Anschauung
Der herrlichen Welt! Gott Schöpfer!
Wie erhaben bist du, Gott Schöpfer!

Wie freut sich des Emporschauns zum Sternheer, wer empfindet,
Wie gering er, und wer Gott, welch ein Staub er, und wer Gott,
Sein Gott ist! O sei dann, Gefühl
Der Entzückung, wenn auch ich sterbe, mit mir!

Was erschreckst du denn so, Tod, des Beladnen Schlaf?
O bewölke den Genuß himmlischer Freude nicht mehr!
Ich sink in den Staub, Gottes Saat! was schreckst
Den Unsterblichen du, täuschender Tod?

Mit hinab, o mein Leib, denn zur Verwesung!
In ihr Tal sanken hinab die Gefallnen
Vom Beginn her! mit hinab, o mein Staub,
Zur heerschar, die entschlief!

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Gedicht: Der Tod von Friedrich Gottlieb Klopstock

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Tod“ von Friedrich Gottlieb Klopstock beschäftigt sich mit der Auseinandersetzung des Menschen mit dem Tod und seiner Beziehung zu Gott und der Unsterblichkeit. Der Anfang des Gedichts wird von einem erhebenden und bewundernden Blick auf die „Glanznacht“ und die „Sternheere“ geprägt, die den Dichter in eine spirituelle Erhebung versetzen. In diesen Zeilen wird die Welt als ein Schöpfungswerk Gottes betrachtet, und der Dichter fühlt sich klein und unbedeutend im Angesicht der Größe des Universums. Das „Emporschaun zum Sternheer“ wird als eine Form der Ehrfurcht und Andacht beschrieben, die den Menschen in seinem Gefühl der Geringfügigkeit gegenüber dem Göttlichen und der Welt erhebt.

Die zweite Strophe verstärkt dieses Gefühl der Demut, indem Klopstock das Empfinden des Menschen als „Staub“ beschreibt, der im Vergleich zu Gott nur ein winziges, vergängliches Wesen ist. Doch es ist auch ein Moment der Erkenntnis und der Bewusstwerdung, dass der Mensch in seiner Vergänglichkeit dennoch mit dem Göttlichen verbunden ist. Das Gefühl der „Entzückung“ soll den Dichter im Moment des Todes begleiten, was darauf hinweist, dass der Tod nicht als Ende, sondern als Teil eines göttlichen Plans verstanden wird. Hier zeigt sich eine Verbindung zwischen dem irdischen Leben und der göttlichen Unsterblichkeit, die den Tod in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Im weiteren Verlauf des Gedichts wird der Tod selbst als „Beladner Schlaf“ beschrieben, der den Körper in den Staub senkt und mit ihm in die Verwesung führt. Die Sprache ist dabei von einer gewissen Gelassenheit und Akzeptanz geprägt, als ob der Tod eine natürliche, fast freundliche Übergabe ist. Klopstock verwendet das Bild der „Gottes Saat“, um den Tod als einen Schritt in einen größeren göttlichen Plan zu deuten, bei dem der Körper zurück in die Erde geht und Teil des Kreislaufs von Leben und Tod wird. Der Dichter betrachtet den Tod nicht als einen Schreckensmoment, sondern als eine Rückkehr in den Ursprung, als Teil der göttlichen Ordnung.

Die letzte Strophe verstärkt dieses Gefühl der Verbundenheit mit der göttlichen Ordnung. Der Körper, der „hinab sinkt“, ist nicht nur Teil des natürlichen Zyklus der Verwesung, sondern er schließt sich auch der „heerschar“ der Gefallenen an, die bereits in den Tod übergegangen sind. Es ist eine Gemeinschaft der Verstorbenen, die sich in der Ruhe und Ewigkeit des göttlichen Plans vereint. Klopstock stellt den Tod als einen Prozess dar, der nicht nur das Ende des Lebens markiert, sondern auch den Übergang in eine göttliche Existenz, die in Einklang mit der Schöpfung und dem Universum steht.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.