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Dem Unendlichen

Von

Wie erhebt sich das Herz, wenn es dich,
Unendlicher, denkt! wie sinkt es,
Wenns auf sich herunterschaut!
Elend schauts wehklagend dann, und Nacht und Tod!

Allein du rufst mich aus meiner Nacht, der im Elend,
der im Tod hilft!
Dann denk ich es ganz, daß du ewig mich schufst,
Herrlicher! den kein Preis, unten am Grab‘, oben am
Thron,
Herr, Herr, Gott! den dankend entflammt kein Jubel
genug besingt.

Weht, Bäume des Lebens, ins Harfengetön!
Rausche mit ihnen ins Harfengetön, kristallner Strom!
Ihr lispelt, und rauscht, und, Harfen, ihr tönt
Nie es ganz! Gott ist es, den ihr preist!

Donnert, Welten, in feierlichem Gang, in der
Posaunen Chor!
Du Orion, Waage, du auch!
Tönt all, ihr Sonnen auf der Straße voll Glanz,
In der Posaunen Chor!

Ihr Welten, donnert
Und du, der Posaunen Chor, hallest
Nie es ganz, Gott; nie es ganz, Gott,
Gott, Gott ist es, den ihr preist!

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Gedicht: Dem Unendlichen von Friedrich Gottlieb Klopstock

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Dem Unendlichen“ von Friedrich Gottlieb Klopstock beschreibt die Erhebung und Ergriffenheit des lyrischen Ichs angesichts des Unendlichen, der Gottheit. Zu Beginn wird das Herz des Sprechers durch die Vorstellung des Unendlichen in eine starke Bewegung versetzt. Der Gedichtbeginn beschreibt, wie sich das Herz hebt, wenn es an den „Unendlichen“ denkt, um dann zu einem tiefen Gefühl der Kleinheit und Verzweiflung zu sinken, wenn es sich selbst in seiner Begrenztheit, „in der Nacht und Tod“, betrachtet. Diese starke Gegensätzlichkeit zwischen Erhebung und Niedergeschlagenheit zeigt die menschliche Erfahrung von Hoffnung und Elend, die durch den Gedanken an Gott intensiviert wird.

Der Dichter bringt dann die Erkenntnis, dass Gott derjenige ist, der ihn „aus der Nacht“ ruft und ihm aus dem „Elend“ und „Tod“ hilft. Hier wird Gott als der Schöpfer und Erlöser dargestellt, der das Leben schenkt und die Dunkelheit vertreibt. Klopstock betont die Größe Gottes, der „Herrlicher“ ist und für den kein Lob genug ist, weder am Grab noch auf dem Thron, was die Unermesslichkeit und Unerreichbarkeit Gottes unterstreicht. Diese Vorstellung von Gott als unermesslich und allmächtig zieht den Dichter in tiefe Dankbarkeit, die in den kraftvollen, aber auch demütigen Ausrufen von „Herr, Herr, Gott!“ Ausdruck findet.

In der dritten Strophe findet der Leser eine bildhafte Darstellung der Verehrung Gottes in der Natur. Der Dichter ruft die „Bäume des Lebens“ und den „kristallnen Strom“ dazu auf, mit ihren Klängen den „Harfengetön“ zu spielen und Gott zu preisen. Die Darstellung der Natur als eine harmonische, musikalische Einheit, die in einem immerwährenden Klang Gott preist, vermittelt eine Vorstellung von einer göttlichen Ordnung und Harmonie, in der alles – von den Bäumen bis zum Strom – im Einklang mit Gott steht. Doch dieser Klang, diese Verehrung, wird als unvollständig bezeichnet: „Nie es ganz“, was darauf hindeutet, dass die Erhebung Gottes durch die menschliche Wahrnehmung niemals vollständig erfasst werden kann.

Die letzte Strophe intensiviert diese Vorstellung, indem sie die „Welten“ und die „Posaunen Chor“ dazu aufruft, Gott zu preisen. Die Sonne und die Sterne, die „donnerten“ und in feierlichem Gesang erklingen, symbolisieren die unendliche Größe und Macht Gottes, die über das Universum hinausgeht. Doch auch hier bleibt die Verehrung unvollständig, sie „hallest nie es ganz“, was ein weiteres Mal darauf hinweist, dass die Größe Gottes in der menschlichen Wahrnehmung immer nur einen unvollkommenen Ausdruck finden kann. Insgesamt zieht Klopstock den Leser in eine tiefe, ehrfürchtige und gleichzeitig demütige Haltung gegenüber der Unendlichkeit und Allmacht Gottes, die alle Formen der menschlichen Anerkennung übersteigt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.