Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , , ,

Einladung zum Tanz

Von

Das Schwert ist gefeget,
Der Säbel ist blank,
Der Speer ist umleget
Mit Stahl breit und lang,
Der Mut ist gewetzet,
Das Herz sich erletzet
Mit Trommeln und Pfeifen
Im kriegrischen Klang.

Nun her, ihr Franzosen!
Hieher in das Feld!
Hier tanzet auf Rosen!
Musik ist bestellt;
Schon klingen die Saiten
Des Reigens von weitem;
Versuchet, wer heute
Den Vortanz erhält.

Die Braut heißet Ehre,
Sie führet den Tanz
Und schreitet dem Heere
Voran mit dem Kranz;
Sie mahnet zur Rache
Für heilige Sache
Und hat ihn gefärbet
Mit blutigem Glanz.

Das Brautmädchen springet
So tapfer daher,
Heißt Freiheit und schwinget
Den mächtigen Speer;
Sie kann nicht erbleichen,
Auf Trümmern und Leichen
Da führt sie als Heldin
Das vorderste Heer.

Drum frisch, Kameraden!
Wer greifet den Kranz?
Seid alle geladen
Zum Spiel und zum Tanz;
Die Trommeln erklingen,
Die Fahnen sich schwingen –
Juchheisa! Juchheisa!
Zum lustigen Tanz!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Einladung zum Tanz von Ernst Moritz Arndt

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Einladung zum Tanz“ von Ernst Moritz Arndt nutzt die Form eines scheinbar heiteren Tanzliedes, um zum Krieg aufzurufen und patriotische Kampfbereitschaft zu beschwören. In schwungvoller Sprache und mit einem bewusst volksliedhaften Ton verbindet Arndt kriegerische Motive mit Bildern von Tanz, Hochzeit und Festlichkeit – ein Stilmittel, das den Krieg romantisiert und als ehrenvolle, fast festliche Pflicht darstellt.

Bereits in der ersten Strophe wird das Kriegsgeschehen musikalisch inszeniert: Waffen werden als glänzend und bereit beschrieben, der „Mut ist gewetzet“ und „Trommeln und Pfeifen“ begleiten das Geschehen. Der Krieg wird so zum orchestrierten Schauspiel, das mit dem Klang militärischer Musik beginnt. Der Übergang zur „Einladung“ erfolgt in der zweiten Strophe, in der die französischen Gegner direkt angesprochen werden. Die Konfrontation wird wie ein festlicher Tanz dargestellt, der durch Musik begleitet ist – der „Reigen“ ist eine Metapher für die bevorstehende Schlacht.

Zentrale Bedeutung erhält in der dritten Strophe die „Braut“ namens „Ehre“, die mit einem blutgetränkten Kranz voranschreitet. Sie steht symbolisch für das Ideal, für das gekämpft wird, und ruft zur „Rache für heilige Sache“ auf – ein Ausdruck nationaler Erhebung und moralischer Rechtfertigung des Krieges. In der vierten Strophe tritt die „Freiheit“ als Brautjungfer auf, die kämpferisch auftritt und das Heer anführt. Ihre Unerschrockenheit („Sie kann nicht erbleichen“) unterstreicht das heldenhafte Pathos, das Arndt seinem Bild vom Krieg verleiht.

In der letzten Strophe erfolgt der abschließende Appell an die Kameraden: Der Krieg wird als „Spiel und Tanz“ dargestellt, an dem jeder teilnehmen soll. Der Ruf „Juchheisa!“ verstärkt die kämpferische Begeisterung und ruft eine beinahe ausgelassene Stimmung hervor. Die beschönigende und enthusiastische Darstellung des Krieges dient hier der Mobilisierung patriotischer Gefühle – Arndt verpackt eine martialische Botschaft in volksnaher, rhythmisch einprägsamer Sprache und schafft damit ein typisches Beispiel nationalistischer Kriegslyrik der Zeit.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.