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Ironische Landschaft

Von

Gleich einem Zuge grau zerlumpter Strolche
Bedrohlich schwankend wie betrunkne Särge
Gehen Abendwolken über jene Berge,
In ihren Lumpen blitzen rote Sonnendolche.

Da wächst, ein schwarzer Bauch, aus dem Gelände
Der Landgendarm, daß er der Ordnung sich beflisse,
Und scheucht mit einem bösen Schütteln seiner Hände
Die Abendwolkenstrolche fort ins Ungewisse.

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Gedicht: Ironische Landschaft von Klabund

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Ironische Landschaft“ von Klabund beschreibt eine düstere und gleichzeitig ironische Szenerie, die sowohl von der Natur als auch von menschlichen Symbolen geprägt ist. Die ersten Zeilen schildern die „Abendwolken“, die über die Berge ziehen. Diese Wolken werden mit einer abstoßenden und beinahe bedrohlichen Metapher verglichen: „wie betrunkne Särge“ und „grau zerlumpte Strolche“. Diese Bilder werfen einen düsteren Schatten auf die Natur, und die Wolken erscheinen nicht als harmlose, ästhetische Erscheinungen, sondern als etwas Negatives und Entwürdigendes. Die „roten Sonnendolche“, die zwischen den Wolken blitzen, verstärken das Bild der Gefahr und des Unheils.

Die zweite Strophe führt eine weitere düstere Gestalt ein: Der „Landgendarm“, der als „schwarzer Bauch“ aus dem Gelände emporwächst, ist eine bedrohliche Figur, die mit ihrer Autorität und Ordnung die Abendwolken „fort ins Ungewisse“ scheucht. Der Gendarm wird als Symbol für Ordnung und Kontrolle dargestellt, doch in der ironischen Wendung des Gedichts wird er gleichzeitig als eine gewaltsame und nahezu absurde Figur gezeigt, die die Schönheit der Natur mit einem „bösen Schütteln seiner Hände“ vertreibt. Die Wolken, die als „Strolche“ beschrieben werden, tragen eine zusätzliche Ironie, da sie normalerweise als harmlos und flüchtig gelten, hier jedoch als gefährlich und chaotisch erscheinen.

Die Ironie des Gedichts liegt in der Verbindung zwischen der bedrohlich dargestellten Natur und der staatlichen Ordnung, die als ebenso unheilvoll und übertrieben dargestellt wird. Der Gendarm, der für Ordnung sorgt, wird als eine Figur der Zerstörung und der Unfreiheit inszeniert, die das natürliche Chaos der Wolken vertreibt. Die Gewalt, die er ausübt, um „die Wolken fort ins Ungewisse“ zu treiben, könnte als Kritik an autoritärer Kontrolle und der Zerstörung von natürlicher Schönheit und Freiheiten gedeutet werden.

Insgesamt zeichnet Klabund ein Bild einer Landschaft, in der die Natur nicht nur als friedlich und schön erscheint, sondern als ein Ort des Chaos und der Freiheit, das durch die Eingriffe einer übertriebenen Ordnung gestört wird. Das Gedicht nutzt die Ironie, um eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen Natur, Freiheit und Autorität zu ermöglichen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.