Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , ,

Die Königin von Samarkand

Von

Mein Herz ist rot, mein Blick ist blau.
Ich bin die schönste von allen Fraun.

Mein Haar ist schwarz wie Pantherfell.
Ein Riese ist mein liebster Gesell.

Schneeweiß ist meine Kinderhand.
Ich bin die Fürstin von Samarkand.

Viel Neger sind die Sklaven mir,
Auch Elefant und Gürteltier.

Willst du mir dienen stark und treu,
So sollst du mir willkommen sein.

Zehn Jahre Fron – als Lohn dir winkt
Ein Lächeln von einer Königin.


Disclaimer: Historische Einordnung

Dieses Gedicht entstand in einer früheren historischen Epoche und enthält Begriffe oder Darstellungen, die aus heutiger Sicht als diskriminierend, verletzend oder nicht mehr zeitgemäß gelten. Die Veröffentlichung erfolgt ausschließlich zu literatur- und kulturhistorischen Zwecken sowie zur Förderung einer kritischen Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Text und seiner Zeit. Die problematischen Inhalte spiegeln nicht die heutige Haltung der Herausgeber wider, sondern sind Teil des historischen Kontextes, der zur Reflexion über den Wandel von Sprache, Werten und gesellschaftlichen Normen anregen soll.


Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Die Königin von Samarkand von Klabund

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Die Königin von Samarkand“ von Klabund präsentiert eine selbstbewusste und hochmütige Darstellung einer Königin, die ihre Macht und Schönheit in den Vordergrund stellt. Die ersten Verse schildern eine Frau, deren äußere Merkmale wie „rotes Herz“ und „blauer Blick“ eine überzogene Selbstinszenierung der Schönheit und Überlegenheit vermitteln. Ihr Haar wird als „schwarz wie Pantherfell“ beschrieben, was eine exotische und edle Ausstrahlung verstärkt und die Königin als beinahe übernatürliche, faszinierende Figur darstellt. Die Wiederholung von „Ich bin die schönste von allen Fraun“ unterstreicht ihren Stolz und ihre Selbstverliebtheit.

In der nächsten Strophe wird die Königin weiter idealisiert: Sie hat einen „Riesen“ als „liebsten Gesell“, was ihre Macht und die Stellung einer herrscherischen Figur betont. Der „Riese“ als Gefährte ist zugleich ein Symbol für Stärke und Unbezwingbarkeit, was ihre eigene Autorität und Überlegenheit hervorhebt. Die „Schneeweiß“ genannte „Kinderhand“ könnte auf ihre Unschuld oder Reinheit hinweisen, die gleichzeitig mit ihrer Machtposition in Kontrast steht – sie ist sowohl eine unschuldige als auch eine mächtige Gestalt. Zudem wird sie als „Fürstin von Samarkand“ bezeichnet, was eine historische und exotische Anspielung auf eine Machtfigur aus dem Orient darstellt, was ihre Größe weiter unterstreicht.

Die folgende Strophe beschreibt die „Viel Neger“, die „Sklaven“ der Königin sind, sowie exotische Tiere wie den „Elefanten“ und das „Gürteltier“. Diese Darstellung von Menschen und Tieren als Besitzobjekte der Königin vermittelt eine kolonialistische und ausbeuterische Haltung. Die Sklaven werden lediglich als Werkzeuge der Macht dargestellt, was eine kritische Reflexion über die Ungerechtigkeit und die Hierarchie in der Gesellschaft und in der Machtausübung hervorruft.

Im letzten Teil des Gedichts lädt die Königin jemanden ein, ihr „zu dienen, stark und treu“. Als Lohn für zehn Jahre „Fron“ – ein langes, arbeitsreiches Leben in ihrem Dienst – winkt lediglich „ein Lächeln von einer Königin“. Diese Aussicht auf ein „Lächeln“ ist zugleich ein Hohn, da es im Vergleich zu der harten Arbeit und dem langen Dienst eine geringe und wenig greifbare Belohnung darstellt. Hier wird die Macht der Königin als grausam und egoistisch dargestellt, da sie sich selbst als Zentrum des Universums sieht und das Wohl ihrer Untertanen und Sklaven völlig ignoriert.

Insgesamt nutzt Klabund in diesem Gedicht eine ironische und überzogene Darstellung der Königin von Samarkand, um Macht, Ausbeutung und die Hierarchie der Gesellschaft zu kritisieren. Die Königin erscheint als überlegene, selbstverliebte Figur, die sowohl auf der äußeren Schönheit als auch auf der inneren Kälte basiert. Die Darstellung der Sklaven und der „Fron“ offenbart die ungerechte Dynamik von Herrschaft und Unterdrückung.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.