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Wer machte dich so krank?

Von

Dass du so krank geworden,
Wer hat es denn gemacht?
Kein kühler Hauch aus Norden
Und keine Sternennacht.

Kein Schatten unter Bäumen,
Nicht Glut des Sonnenstrahls,
Kein Schlummer und kein Träumen
Im Blütenbett des Tals.

Kein Trunk vom Felsensteine,
Kein Wein aus vollem Glas,
Der Baumesfrüchte keine,
Nicht Blume und nicht Gras.

Dass ich trag Todeswunden,
Das ist der Menschen Tun;
Natur ließ mich gesunden,
Sie lassen mich nicht ruhn.

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Gedicht: Wer machte dich so krank? von Justinus Kernern

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Wer machte dich so krank?“ von Justinus Kerner behandelt die Themen menschliches Leid und die destruktiven Kräfte der Gesellschaft im Gegensatz zur heilenden und schützenden Natur. Zu Beginn wird die Frage aufgeworfen, wer oder was für den Zustand der Krankheit verantwortlich ist. Der Sprecher listet eine Reihe von natürlichen Faktoren auf – kühle Winde, Sternennächte, schattige Bäume, die Sonne, der Schlummer, Blumen und Gras – und stellt fest, dass keines dieser Dinge die Ursache für das Leiden ist. Diese natürlichen Elemente, die normalerweise Erholung und Heilung bringen, werden in diesem Kontext als neutral oder sogar wohltuend beschrieben.

In der zweiten Strophe erweitert der Sprecher seine Beobachtungen auf Dinge, die normalerweise mit Genuss oder Entspannung verbunden sind, wie der Trunk vom „Felsensteine“ (natürliches Quellwasser) oder der Wein aus einem „vollen Glas“. Auch diese Dinge, die in anderen Kontexten als heilend oder erfreulich angesehen werden, scheinen keine Rolle bei der Krankheit des Sprechers zu spielen. Diese Verse verstärken die Idee, dass die Quelle der Krankheit nicht in der Natur zu finden ist, sondern etwas anderes dahintersteckt.

Die Antwort auf die Frage „Wer machte dich so krank?“ erfolgt in der letzten Strophe. Der Sprecher erklärt, dass er „Todeswunden“ trägt, die von den Menschen selbst verursacht wurden. Die „Menschen“ sind es, die ihn leiden lassen, während die Natur, die eigentlich heilen könnte, ihm keinen Frieden gewährt. Hier wird eine klare Trennung zwischen der heilenden Kraft der Natur und den schädlichen Einflüssen des Menschen gezogen. Die Menschen, mit ihren Taten und ihrem Einfluss auf den Sprecher, hindern ihn daran, „zu ruhen“ – sie sind es, die seine Wunden und sein Leid verursachen.

Das Gedicht stellt die Natur als eine heilende und unbeschädigte Kraft dar, während es gleichzeitig die destruktiven Auswirkungen menschlicher Handlungen aufzeigt. Es könnte als eine Anklage gegen die Gesellschaft oder die menschliche Natur verstanden werden, die in ihrer Störung des natürlichen Friedens Leid verursacht. Es betont die Kraft des Menschen, sowohl zu heilen als auch zu zerstören, und zeigt, wie die äußeren, natürlichen Elemente keinen Einfluss auf den Schmerz des Individuums haben, solange die Menschen in ihr Handeln eingreifen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.