Wollte Gott
Die dunkelgrünen Tannen
Auf grünem Rasenland,
Darüber Sonnenstrahlen
Und Himmel ausgespannt.
Die Sonne ist gesunken,
Die Senner geh’n nach Haus,
Zerlumpte, bleiche Leute,
Sie sehn gespenstig aus.
Ihr schönen grünen Tannen,
Ihr glänzt im Abendrot,
O wollte Gott, es hinge
An euren Zweigen Brot!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Wollte Gott“ von Friederike Kempner beschreibt eine kontrastreiche Szenerie, in der die Natur mit der Not der Menschen in Konflikt steht. Zu Beginn wird ein idyllisches Bild gezeichnet: dunkelgrüne Tannen, die sich auf grünem Rasenland erstrecken, von Sonnenstrahlen durchzogen und von einem weiten, offenen Himmel überspannt. Diese Harmonie zwischen Natur und Licht stellt eine friedliche und vollkommene Welt dar.
Doch im zweiten Teil des Gedichts erfolgt ein scharfer Wechsel. Die Sonne ist gesunken, und die Senner kehren nach Hause zurück. Die „zerlumpte, bleiche“ Bevölkerung, die in der Dämmerung gespenstig erscheint, steht in starkem Gegensatz zur friedlichen Landschaft. Diese Menschen sind in ihrer Armut und Not sichtbar, und ihre düstere Darstellung lässt auf soziale Ungleichheit und Leid schließen. Die Szene wird durch die düstere Atmosphäre der Abenddämmerung noch verstärkt.
Die abschließenden Zeilen des Gedichts offenbaren einen tiefen Wunsch des lyrischen Ichs: „O wollte Gott, es hinge an euren Zweigen Brot!“ Diese Worte zeigen eine starke Sehnsucht nach Gerechtigkeit und einem Ende des Hungers. Die Tannen, die in ihrer Schönheit und Fülle erstrahlen, sollen nicht nur Fruchtbarkeit und Leben, sondern auch Nahrung für die Armen bieten. Kempner nutzt die Symbolik der Bäume, um die Diskrepanz zwischen der reichen Natur und den armen, hungernden Menschen zu verdeutlichen und einen Appell an die gesellschaftliche Verantwortung zu stellen.
Das Gedicht vermittelt somit eine Botschaft der sozialen Kritik und des Mangel an Gerechtigkeit, während es gleichzeitig die Schönheit der Natur und den Wunsch nach einer besseren Welt in den Vordergrund stellt. Es regt zum Nachdenken an, wie weit menschliche Not und gesellschaftliche Verantwortung mit der Fülle und Schönheit der Natur in Einklang gebracht werden können.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.