Der Landwirt Würstlein von Sebelsdorf
Der Landwirt Würstlein von Sebelsdorf,
Ein Mann von echtem Schrot und Schorf,
Der hat den rechten Fleck auf dem Mund,
Der lockt keinen Ofen vor den Hund.
Es fließt ein Bach durchs Bayernland,
Der Wittelsbach wird er genannt,
In seinem treuen Schoße kann
Sich bergen jedweder Untertan.
Und als das siebente Knäblein kam,
Er König Rupprecht zum Paten nahm,
Das ist ein Brauch von altem Korn,
Daran zerschellt des Feindbunds Zorn.
Trotz Gut und Blut hie schwarzweißrot,
Da hat es selbander keine Not!
Fest steht und treu der Rhein auf der Wacht.
Durch Sieg zum Tod! Durch Licht zur Nacht!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der Landwirt Würstlein von Sebelsdorf“ von Klabund ist eine Hommage an einen einfachen Landwirt und gleichzeitig eine politische Satire, die sich auf subtile Weise mit Themen wie Loyalität, Tradition und dem Aufstieg des Nationalsozialismus auseinandersetzt. Das Gedicht zeichnet ein Bild von scheinbarer Idylle, indem es das Leben des Landwirts und die Verbundenheit mit seiner Heimat preist.
Die ersten beiden Strophen beschreiben Würstlein als einen bodenständigen Mann, der durch seine Ehrlichkeit und seinen Bezug zur Tradition gekennzeichnet ist. Die Erwähnung des „rechten Flecks auf dem Mund“ und die Fähigkeit, „keinen Ofen vor den Hund zu locken“, deuten auf seine Geradlinigkeit und Vertrauenswürdigkeit hin. Die Beschreibung des Wittelsbachs, der durch Bayern fließt und Schutz bietet, symbolisiert die Geborgenheit und das Gemeinschaftsgefühl, das Würstlein in seiner Heimat erfährt. Die dritte Strophe führt jedoch eine neue Ebene der Bedeutung ein.
Die dritte Strophe, in der König Rupprecht als Pate für das siebte Kind des Landwirts fungiert, verweist auf die Tradition und die Bedeutung von familiären Bindungen. Diese scheinbar harmlose Geste wird jedoch in einen politischen Kontext gestellt, indem die „Zorn“ des Feindbunds erwähnt wird. Dieser Feindbund lässt sich vage interpretieren, aber er legt nahe, dass die bestehenden Werte und Traditionen von Würstlein und seiner Gemeinschaft einer Bedrohung ausgesetzt sind. Die letzte Strophe enthüllt schließlich die dunkle Ironie des Gedichts.
Die letzte Strophe bricht mit der scheinbaren Idylle und deutet auf eine düstere Entwicklung hin. Die Farben „schwarzweißrot“ deuten auf die nationalsozialistischen Symbole hin, und die Aussage „Da hat es selbander keine Not!“ könnte eine zynische Anspielung auf die propagandistischen Versprechungen der Nationalsozialisten sein. Der abschließende Satz „Durch Sieg zum Tod! Durch Licht zur Nacht!“ ist eine bittere Erkenntnis, die die Täuschung und das tragische Ende des Gedichts verdeutlicht. Hier wird angedeutet, dass der vermeintliche Sieg und das scheinbare Licht nur zu Zerstörung und Dunkelheit führen werden. Klabunds Gedicht ist somit eine subtile Kritik an der politischen Entwicklung seiner Zeit und eine Warnung vor den Gefahren des Nationalsozialismus.
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Lizenz und Verwendung
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