Der Hummer
nach Li-tai-pe
Trinke dreihundert Becher guten Wein,
Und du wirst der Gattin Sorge ledig wie ein Junggeselle sein.
Groß ist die Zahl der Schmerzen, und die Zahl der Becher klein:
Es bleibt nichts übrig, als ewig betrunken sein!
Weshalb sich seinen Ruhm wie Dao-schu und Kuan-ji erhungern?
Wir wollen faul auf der Terrasse lungern.
Man spalte einen rotgesottenen Hummer!
Man spalte das Leid, man spalte die Qual und den Kummer!
Wir saugen sie aus bis auf die harten Schalen und
häufen sie mit den Hummerscheren zu heiligen Hügeln –
Laßt trunken uns die Nacht mit ewigen Flügeln überflügeln.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der Hummer“ von Klabund, das sich auf Li-tai-pe bezieht, ist eine feierliche Ode an den Genuss, die Flucht vor Sorgen und die Vergänglichkeit des Lebens. Es ist ein Aufruf zur Hingabe an die Freuden des Augenblicks, insbesondere des Weins und der kulinarischen Genüsse, symbolisiert durch den Hummer.
Der erste Teil des Gedichts (bis zur Hummerzeile) etabliert das zentrale Thema des Gedichts: die Befreiung von irdischen Sorgen durch den Konsum von Alkohol. Der Verfasser ermutigt den Leser, dreihundert Becher Wein zu trinken, um die Lasten der Ehe und des Lebens zu vergessen. Die Zeilen „Groß ist die Zahl der Schmerzen, und die Zahl der Becher klein: / Es bleibt nichts übrig, als ewig betrunken sein!“ zeigen eine gewisse Verzweiflung angesichts des Lebens, die durch die Betonung des Trunkenheitszustands als einzige Lösung verstärkt wird. Der Bezug auf historische Figuren wie Dao-schu und Kuan-ji, die ihren Ruhm erlangten, dient als Kontrast, um die Wertlosigkeit von Ruhm und Leistung hervorzuheben, im Vergleich zur unmittelbaren Befriedigung des Genusses.
Der zweite Teil des Gedichts wechselt zu einem konkreteren Bild: dem Genuss eines rotgesottenen Hummers. Der Hummer dient hier als Metapher für die Freuden des Lebens, die man in vollen Zügen genießen soll. Das „Spalten“ des Hummers symbolisiert das Aufbrechen von Leid, Qual und Kummer. Durch das „Aussaugen“ bis zu den Schalen und das Anhäufen der Hummerscheren werden die Überreste des Leids als ein Ritual der Befreiung zelebriert. Die bildhafte Sprache verstärkt die Vorstellung von einem Genuss, der alle Sorgen hinwegfegt.
Der letzte Vers, „Laßt trunken uns die Nacht mit ewigen Flügeln überflügeln“, vereint die Themen des Gedichts: Trunkenheit, Befreiung von Sorgen und Genuss. Die Nacht mit „ewigen Flügeln überflügeln“ bedeutet, die Vergänglichkeit des Lebens zu überwinden und in den Moment einzutauchen. Das Gedicht feiert das kurzlebige Glück und die Sinnlichkeit. Es ist eine Einladung, sich dem Genuss hinzugeben und die Sorgen des Lebens zu vergessen, auch wenn dies nur für eine Nacht ist. Klabund vermischt hier eine Sehnsucht nach Vergessen und Befreiung mit der konkreten Erfahrung von Essen und Trinken.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.