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Am Luganer See

Von

Durchs Fenster strömt der See zu mir herein,
Der Himmel auch mit seinem Mondenschein.
Die Wogen ziehen über mir dahin,
Ich träume, daß ich längst gestorben bin.
Ich liege auf dem Grunde alles Seins
Und bin mit Kiesel, Hecht und Muschel eins.

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Gedicht: Am Luganer See von Klabund

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Am Luganer See“ von Klabund entwirft eine melancholische Szene, die von der Verschmelzung des lyrischen Ichs mit der Natur und dem Gefühl des Todes geprägt ist. Der Autor nutzt das Naturbild des Luganer Sees, um eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit der eigenen Existenz und dem Übergang ins Jenseits auszudrücken. Die ersten beiden Verse schaffen eine Atmosphäre der Einheit von Innen und Außen, indem das Wasser und der Mondschein durch das Fenster in den Raum fließen. Dies deutet auf eine Auflösung der Grenzen zwischen dem Ich und der Welt hin und bereitet den Übergang in die innere, traumhafte Welt vor.

Der zweite Teil des Gedichts verstärkt diese Vorstellung von Auflösung und Verschmelzung. Die Zeilen „Die Wogen ziehen über mir dahin, / Ich träume, daß ich längst gestorben bin“ deuten auf eine Loslösung von der irdischen Existenz hin. Das lyrische Ich träumt nicht nur vom Tod, sondern nimmt die Position eines bereits Verstorbenen ein. Dieser Traumzustand ermöglicht eine neue Perspektive auf die Welt, die durch die Identifikation mit den Elementen des Sees, wie Kiesel, Hecht und Muschel, ausgedrückt wird. Das lyrische Ich wird Teil der Natur, ein Zustand, der sowohl Ruhe als auch die Unendlichkeit des Seins symbolisiert.

Die Verwendung des Luganer Sees als zentrales Bild verstärkt die Wirkung des Gedichts. Der See steht hier für das Unbewusste, das Unbekannte und das Geheimnis des Lebens und des Todes. Die sanfte Bewegung der Wellen und die ruhige Tiefe des Wassers spiegeln die Ruhe und das Versunkensein des lyrischen Ichs wider. Klabund nutzt einfache, klare Sprache, um eine tiefgründige Erfahrung zu vermitteln, die den Leser dazu anregt, über die eigene Existenz und die Beziehung zur Natur nachzudenken. Der Verzicht auf komplizierte Metaphern oder rhetorische Figuren lenkt die Aufmerksamkeit auf das Wesentliche: die Erfahrung des Todes und die anschließende Einheit mit der Welt.

Abschließend lässt sich sagen, dass das Gedicht ein eindringliches Bild des Sterbens und der anschließenden Wiedergeburt in der Natur zeichnet. Es ist eine Reflexion über die menschliche Existenz, die durch die Verschmelzung mit der natürlichen Umgebung eine tröstliche und befriedigende Perspektive auf den Tod bietet. Die Klarheit der Sprache und die Einfachheit der Bilder verstärken die emotionale Wirkung und machen das Gedicht zu einer tiefgründigen Meditation über das Leben, den Tod und die Einheit allen Seins.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.