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Am Rhein

Von

Auf Bergeshöh‘
Den Pfad entlang,
Auf off’ner See
Beim Harfenklang.

Im Frührotschein,
Bei blauer Luft,
Am Rhein, am Rhein
Beim Blumenduft.

Im Himmelsraum
Den Vögelschwarm,
Im Hirn den Traum,
Ganz sonder Harm.

Im Abendrot
Das Tal hinab,
Und dann, dann tot,
Allein im Grab.

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Gedicht: Am Rhein von Friederike Kempner

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Am Rhein“ von Friederike Kempner entfaltet in knappen, fast aphoristischen Strophen eine stille Reflexion über Natur, Leben, Träumen und Tod. Die formale Einfachheit und die regelmäßige Struktur täuschen nicht über die tiefgreifende Bewegung hinweg, die das Gedicht von der idyllischen Naturbetrachtung bis zur existenziellen Endgültigkeit führt.

In den ersten beiden Strophen herrscht ein harmonisches Bild vor: Die Rede ist von Bergeshöhen, See, Harfenklang, Frühlicht und Blumenduft – alles Sinneseindrücke, die eine friedvolle und fast idealisierte Welt schildern. Der Rhein erscheint dabei als zentrales Motiv, als Symbol für Schönheit, Fluss des Lebens und landschaftliche Heimat. Die Eindrücke sind atmosphärisch dicht und beschwören eine romantisch gefärbte Naturwahrnehmung.

Die dritte Strophe vertieft diesen Eindruck, erweitert ihn aber um eine innere Perspektive. „Im Himmelsraum / Den Vögelschwarm“ verbindet Weite mit Bewegung, während „Im Hirn den Traum“ das lyrische Ich als träumendes, suchendes Wesen zeigt. Auffällig ist hier die Wendung „Ganz sonder Harm“, die einen Zustand von Frieden und Unschuld bezeichnet – fast wie eine Utopie der Ruhe, fern von Konflikten.

Die letzte Strophe bricht diesen Zustand abrupt: Das Abendrot leitet in die Vergänglichkeit über, das Tal steht sinnbildlich für den Weg ins Dunkel, und schließlich endet alles „allein im Grab“. Diese Wendung ist knapp, fast lakonisch, aber von großer Wirkung – aus der harmonischen Welt wird ein unvermeidliches Ende, aus Träumen wird Stille. So kontrastiert Kempner bewusst das sinnlich Erlebte mit der Endgültigkeit des Todes und macht das Gedicht zu einer leisen, aber eindringlichen Meditation über die Schönheit des Lebens und seine Vergänglichkeit.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.