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Lied der Nymphe Persante

Von

Er siegt! mein Perseus siegt! – Ihr Freudenzähren,
Erstickt nicht meinen Lobgesang! –
O Fluten meines Stroms, erzählt in allen Meeren
Das Drachen Untergang!

Hier, wo der Belt, mein Kolberg zu verschonen,
Mit Dünen sein Gestad‘ umzieht,
Sass‘ ich, und sang entzückt den horchenden Tritonen
Von meinem Freund‘ ein Lied.

»Er schlug das Raubthier jüngst, das der beschneyte
Riphäus auf mich ausgespien,
Als ich, verlassen von den Göttern, seine Beute
Unwiederbringlich schien.«

Ich sprachs: als ich urplötzlich einen Drachen
Aus blauer Tiefe steigen sah
Mit fünfzig aufgerissnen feuerspeynden Rachen:
Ohnmächtig lag ich da.

Mein Perseus flog in diesem Augenblicke
Herab von seiner Warte, schwang
Sein glorreich Eisen, hielt den Tod im Meer zurücke
Dreymal neun Tage lang.

Ha! welche Flammenströme schoss die Hyder
Nach seinem Leben! – Endlich fand
Mein Flehn der Götter Ohr: und Waffen fielen nieder
Da, wo mein Gastfreund stand.

So bald ihm Plutons Helm das Haupt verhüllte,
Ihn Hermes Flügel trug, der Speer
Der schrecklichen Minerva seine Rechte füllte:
Stürzt‘ er die Pest ins Meer.

Von meinen Lippen soll sein Lob erschallen,
Ich feyre dankbar meinen Held,
So lang‘ in dieses Hafens Arme Segel wallen
Vom Ostwind‘ aufgeschwellt.

Ihm selbst will ich, wann er den Strand begrüsset,
Auf seine Wege Kalmus streun
Und Muscheln; denn mein Fluss ist arm: kein Goldfand fliesset,
Kaum Ambra rollt hinein.

Und du, mein Barde, der du vor den Thoren
Von deiner mütterlichen Stadt
Einst Lieder lalletest, wenn sie, die dich geboren,
Noch deine Liebe hat:

So singe meinen Liebling, meinen Retter
In jene Laute, die dir jüngst
Besaitet ward, in welche du den Kampf der Götter
Mit den Titanen singst.

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Gedicht: Lied der Nymphe Persante von Karl Wilhelm Ramler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Lied der Nymphe Persante“ von Karl Wilhelm Ramler feiert den Sieg des Helden Perseus und die Rettung der Nymphe Persante vor einem Drachen. Das lyrische Ich, die Nymphe Persante, erzählt die Geschichte des Kampfes und ihres Glücks über das Überleben. Die Erzählung ist durchzogen von Dankbarkeit und Bewunderung für Perseus.

Das Gedicht ist in Strophen aufgebaut, die abwechselnd von der dramatischen Handlung und dem Lobgesang der Nymphe handeln. Die ersten Strophen etablieren die Situation: Perseus hat gesiegt, und die Nymphe, die sich zuvor in Todesangst befand, preist seinen Mut. Die Beschreibung des Drachens mit seinen „feuerspeynden Rachen“ verdeutlicht die Bedrohung, der die Nymphe ausgesetzt war. Die folgenden Strophen schildern den Kampf im Detail, insbesondere die göttliche Unterstützung, die Perseus erhält.

Die Nymphe Persante dient als Erzählerin und verleiht dem Gedicht eine persönliche Note. Sie betont ihre Dankbarkeit und die Verehrung für Perseus. Der Lobgesang, der sich durch das gesamte Gedicht zieht, zeigt ihre tiefe Wertschätzung für den Retter. Die Verwendung von Begriffen wie „Held“ und „Retter“ unterstreicht die Heldenverehrung und die Bedeutung des Sieges. Die Nymphe plant, Perseus bei seiner Rückkehr zu ehren, indem sie seinen Weg mit Blumen und Muscheln schmückt, was ihre bescheidene, aber aufrichtige Dankbarkeit widerspiegelt.

Ramler nutzt eine gehobene, poetische Sprache, die den epischen Charakter des Gedichts unterstreicht. Der Einsatz von rhetorischen Fragen, Ausrufen und bildhaften Beschreibungen, wie etwa die „Flammenströme“ des Drachens, verstärkt die Dramatik und die Emotionalität der Erzählung. Die Anspielung auf Götter und mythische Wesen verweist auf eine klassizistische Tradition und verleiht dem Gedicht einen erhabenen Charakter. Das Gedicht ist ein Loblied auf den Heldenmut und die Errettung, das die Dankbarkeit und Verehrung der Nymphe zum Ausdruck bringt.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.