Logo der Website, Schriftzug "Poesie Oase" mit Palmen umrandet.
, , , , , , , , , , , , , ,

An die Stadt Berlin

Von

Ich sahe sie! (mir zittern die Gebeine!)
Ich sah, bekümmertes Berlin,
Die Göttinn deines Stroms vor deinem Tannenhaine
Mit ihren Schwänen ziehn!

Vergönne mir, Najade, nachzulallen,
Was mein erstauntes Ohr durchdrang,
Und was dein Göttermund den Faunen sang, und allen
Hamadryaden sang. – –

Sey mir gegrüsst, Augusta, meine Krone!
Die Städte Deutschlands bücken sich!
Es höre meinen Stolz Belt, Donau, Wolga, Rhone,
Und weichen hinter mich!

Was fürchten wir, ist gleich die Zahl des Feindes
Wie dieser beiden Ufer Sand?
O Tochter! hast du nicht zur Seite meines Freundes
Stets einen Gott erkannt?

Stritt Jupiter nicht selbst mit Friedrichs Volke,
Und donnerte den Feind zurück?
Warf nicht der Kriegesgott einst plötzlich eine Wolke
Vor seines Mörders Blick?

Sah ich nicht jüngst, als er vom fernen Süden
Den Riesen aus der Mitternacht
Sein Heer entgegenriss, (ein kleines Heer von Müden,
Bereit zur zehnten Schlacht,)

Wie das Panier, von seiner Hand gefasset,
Zur drohenden Aegide ward?
Die Feinde sahn den Schild der Pallas, die sie hasset:
Und hafteten, erstarrt,

Am Boden; bis sie durch sein Heer zerschlagen,
Das unaufhaltsam weiter drang.
Wie Halmen von des Himmels Shlossen niederlagen
Dreyhundert Hufen lang.

Ja, dinget nur die halbe Welt zusammen,
Und raset wider Einen Mann,
Und wendet wider ihn Verrath, Nacht, Meyneid, Flammen,
Den ganzen Orkus an:

Borussiens gerechter Held soll siegen!
Die Götter schützen ihren Sohn.
Bald wird er im Triumph zu seinen Kindern fliegen.
Er kömmt, ich seh ihn schon!

Er kömmt, das Haupt mit Stralen rund umwunden,
Wie Delius Apollo kam,
Als er den Python schlug und ihm mit tausend Wunden
Die schwarze Seele nahm.

Eilt, ihn in Erz den Enkeln aufzustellen!
Eilt, einen Tempel ihm zu weihn
Am Rande meines Stroms! ich brenne, seine Schwellen
Mit Bluhmen zu bestreun.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: An die Stadt Berlin von Karl Wilhelm Ramler

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An die Stadt Berlin“ von Karl Wilhelm Ramler ist eine hymnische Ode, die die Stadt Berlin und insbesondere König Friedrich II. (Friedrich der Große) feiert. Es ist durchzogen von Pathos und einem Gefühl des Patriotismus, das sich in der Verherrlichung der Stadt, des Königs und der preußischen militärischen Stärke manifestiert. Das Gedicht ist in neun Strophen unterteilt, wobei jede Strophe ihre eigene Facette des Lobes und der Huldigung an die Stadt und ihren Herrscher entfaltet.

Die ersten beiden Strophen etablieren die Szenerie und den poetischen Impetus des Gedichts. Der Sprecher, der sich selbst als Zeugen der Größe Berlins und seines Flusses, der Spree, beschreibt, leitet das Gedicht mit einer ehrfürchtigen Ehrfurcht ein. Er spricht die Najade, die Flussnymphe, an und bittet sie, die mystischen Botschaften, die sie enthüllt hat, weiterzugeben. Dies dient dazu, eine Atmosphäre des Erhabenen und Göttlichen zu schaffen, in der die Ereignisse des Gedichts stattfinden. Die dritte Strophe ist eine direkte Anrede an Berlin, die als „Augusta, meine Krone!“ bezeichnet wird, und etabliert eine Hierarchie, in der andere deutsche Städte sich vor Berlin verneigen sollen. Dies unterstreicht die zentrale Rolle Berlins und die patriotische Verehrung, die Ramler für die Stadt empfindet.

Die folgenden Strophen sind hauptsächlich der Verherrlichung Friedrichs des Großen und seiner militärischen Leistungen gewidmet. Ramler evoziert Bilder von Schlachten, in denen Friedrich durch die Hilfe der Götter triumphiert. In Strophe vier wird die Frage nach der Stärke des Feindes in Bezug auf die Anzahl gestellt, und die Antwort ist, dass Berlin keine Angst haben muss, da es einen Gott an der Seite Friedrichs hat. Die folgenden Strophen beschreiben anschaulich militärische Siege, insbesondere im Kontext der Kriege gegen Feinde. Die poetische Sprache, darunter Vergleiche mit mythologischen Figuren wie Jupiter und Apollo, hebt die Bedeutung des Königs als Beschützer Berlins und als einen von den Göttern begünstigten Helden hervor.

Die letzten Strophen gipfeln in einem Ausblick auf den bevorstehenden Triumph Friedrichs, wobei dessen Rückkehr in die Stadt mit dem Aussehen des Apollo verglichen wird. Es wird ein Bild von Ruhm und ewiger Verehrung entworfen, wobei der Sprecher die Bürger auffordert, Denkmäler für den König zu errichten und ihm zu Ehren einen Tempel zu bauen. Die Verwendung von Adjektiven wie „gerecht“ und Vergleichen mit Göttern verstärkt die Vorstellung, dass Friedrich nicht nur ein militärischer Führer, sondern auch eine gottgegebene Figur ist, die das Wohl Berlins sicherstellt. Das Gedicht endet mit einem Überschwang der Freude, in dem der Sprecher seine Erregung zum Ausdruck bringt und die Stadt auffordert, Friedrichs Ankunft freudig zu feiern.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.