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Vom Berge

Von

Da unten wohnte sonst mein Lieb,
Die ist jetzt schon begraben,
Der Baum noch vor der Türe blieb,
Wo wir gesessen haben.

Stets muß ich nach dem Hause sehn,
Und seh doch nichts vor Weinen,
Und wollt ich auch hinunter gehn,
Ich stürb dort so alleine!

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Gedicht: Vom Berge von Joseph von Eichendorff

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Vom Berge“ von Joseph von Eichendorff ist ein melancholischer Ausdruck der Trauer und des Verlustes. Der lyrische Sprecher befindet sich auf einem Berg, von wo aus er auf das Tal hinunterschaut, in dem einst seine Geliebte wohnte, die nun tot ist. Die Distanz des Berges dient sowohl als physische Trennung als auch als Metapher für die emotionale Distanz, die der Tod geschaffen hat. Das Gedicht konzentriert sich auf die innere Zerrissenheit des Sprechers, der zwischen der Sehnsucht nach der Vergangenheit und der Angst vor der Konfrontation mit dem Schmerz gefangen ist.

Die ersten beiden Strophen beschreiben die konkreten Umstände und die tiefe Trauer des Sprechers. Die Zeilen „Da unten wohnte sonst mein Lieb, / Die ist jetzt schon begraben“ verdeutlichen den Verlust und die Leere, die durch den Tod entstanden ist. Das Haus, in dem die Geliebte lebte, und der Baum, unter dem sie zusammen saßen, sind stumme Zeugen vergangener Glückseligkeit und verstärken das Gefühl der Einsamkeit. Die Wiederholung des Wortes „begraben“ unterstreicht die endgültige Trennung und das unfassbare Ausmaß des Verlustes.

Die zweite Hälfte des Gedichts enthüllt die innere Zerrissenheit und die Ohnmacht des Sprechers. Das Sehnen nach dem Haus und die daraus resultierende Trauer werden durch die Zeile „Stets muß ich nach dem Hause sehn, / Und seh doch nichts vor Weinen“ ausgedrückt. Der Sprecher sieht nicht nur die äußeren Umstände, sondern auch seine eigenen Tränen, die ihn daran hindern, klar zu sehen. Der abschließende Vers „Und wollt ich auch hinunter gehn, / Ich stürb dort so alleine!“ drückt die Angst vor der Konfrontation mit dem Verlust und der daraus resultierenden Isolation aus. Der Sprecher befürchtet, dass er, wenn er an den Ort der Erinnerungen zurückkehrt, dort ohne die Geliebte sterben würde, sei es im wörtlichen oder im übertragenen Sinne, indem er an dem Schmerz zugrunde geht.

Die einfache Sprache und die klaren Bilder, die Eichendorff verwendet, verstärken die emotionale Wirkung des Gedichts. Die Naturbilder (Baum, Berg, Tal) dienen als Spiegelbild der Gefühlswelt des Sprechers und unterstreichen die Einsamkeit und die Tiefe der Trauer. Das Gedicht ist ein ergreifendes Zeugnis menschlichen Leids, das die Leser dazu einlädt, die Erfahrung des Verlustes und die Auseinandersetzung mit der eigenen Verletzlichkeit zu reflektieren.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.