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An den Wein

Von

Wein! ich möchte dich bald haßen,
Ich bin deiner Allmacht feind,
Denn du willst mir meinen Freund
Immer nicht vom Becher lassen.
Du bist meiner Freuden Dieb,
Könnt ich dich doch ganz verachten.
Milon hat dich gar zu lieb,
Und mich läßt er schmachten. –
Loben wollt ich die Begier,
Wein zu trinken halbe Nächte,
Wenn mein Milon nur mit mir
Manchen Abend zechte;
Aber nun trinkt er den Wein
Mit den Männern ganz allein.
Ha ihr Männer, ha ihr Zecher,
Amor jag euch von dem Becher
Durch die Pfeile, die im Köcher
Aufgesammlet sind zur Pein
Aller Herzenbrecher.

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Gedicht: An den Wein von Anna Louisa Karsch

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „An den Wein“ von Anna Louisa Karsch reflektiert die ambivalente Beziehung der Sprecherin zu Wein und die Rolle des Weins im Leben ihrer Liebe. Zu Beginn des Gedichts wird der Wein fast als ein Feind dargestellt, der die Freude der Sprecherin und die Nähe zu ihrem Geliebten, Milon, raubt. Die Worte „Ich bin deiner Allmacht feind“ und „Wein, du bist meiner Freuden Dieb“ verdeutlichen eine Ablehnung und eine Art von Ohnmacht gegenüber dem Wein, der die Beziehung zu Milon zu zerstören droht.

Der Konflikt zwischen der Sprecherin und dem Wein wird durch den dargestellten Gegensatz zwischen den nächtlichen, gemeinschaftlichen Trinkritualen und der Einsamkeit, die sie fühlt, verstärkt. Der „Milon“ der Sprecherin bevorzugt es, den Wein mit anderen Männern zu teilen, wodurch sie sich ausgeschlossen und verletzt fühlt. Diese Situation spiegelt den inneren Konflikt der Sprecherin wider, da sie einerseits die Freuden des Weins und die gemeinsamen Abende schätzt, andererseits jedoch den Verlust der Nähe zu ihrem Geliebten beklagt.

Im weiteren Verlauf des Gedichts wandelt sich die Stimmung und die Sprecherin wendet sich an den Wein selbst. Sie verflucht ihn fast und fordert eine Art von Vergeltung für den Schmerz, den er ihr verursacht hat. Der Ruf „Ha ihr Männer, ha ihr Zecher“ zeigt eine Mischung aus Neid und Verachtung gegenüber denjenigen, die den Wein als Quelle der Freude genießen, während sie selbst nur eine Trennung von ihrem Liebsten erfährt.

Die abschließende Wendung des Gedichts, in der Amor – der Gott der Liebe – den Männern, die den Wein genießen, durch Pfeile in die Herzen jagt, setzt dem Gedicht eine humorvolle und zugleich schmerzhafte Spitze auf. Es wird eine Verbindung zwischen dem Wein und den herzbrechenden Pfeilen von Amor hergestellt, wodurch der Wein nicht nur als Genussmittel, sondern auch als Symbol für Verführung und Enttäuschung erscheint. Das Gedicht schließt mit einer ironischen Mahnung, dass die Männer, die in geselliger Runde trinken, ebenso Opfer von Liebeskummer und Schmerz werden könnten.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.