Tiefblau der Himmel,
hell glänzt der Firn,
da fällt ein Tropfen
auf meine Stirn.
Ich wend mich um,
und spähe, spähe…
nicht Wolken, nicht Menschen
in meiner Nähe.
Du schöner Himmel,
von Glanz umwoben,
sag, weinen denn
die auch dort oben?
Tiefblau der Himmel,
hell glänzt der Firn,
da fällt ein Tropfen
auf meine Stirn.
Ich wend mich um,
und spähe, spähe…
nicht Wolken, nicht Menschen
in meiner Nähe.
Du schöner Himmel,
von Glanz umwoben,
sag, weinen denn
die auch dort oben?
Das Gedicht „Woher?“ von Maria Janitschek ist eine nachdenkliche Auseinandersetzung mit der Natur und der Frage nach den Gefühlen und Erfahrungen, die sie hervorruft. In der ersten Strophe beschreibt die Sprecherin einen klaren, „tiefblauen Himmel“ und den glänzenden „Firn“ (Schnee), was ein Bild der Reinheit und Kälte erzeugt. Der „Tropfen“, der auf ihre Stirn fällt, ist ein symbolischer Moment, der eine tiefere Reflexion anstößt. Der Tropfen könnte als Metapher für einen Moment der Erkenntnis oder der Begegnung mit etwas Unerklärlichem verstanden werden.
In der zweiten Strophe wendet sich die Sprecherin um und schaut in ihre Umgebung, doch sie findet keine Antwort oder Erklärung für den Tropfen, den sie erlebt. Es gibt weder „Wolken“ noch „Menschen“ in ihrer Nähe, was die Isolation des Moments und das Fehlen einer greifbaren Quelle für ihren Eindruck verstärkt. Diese Leere scheint das Unbegreifliche oder das Geheimnisvolle zu betonen, das der Tropfen auf ihrer Stirn symbolisieren könnte. Die Suche nach einer Antwort bleibt erfolglos, was die Fragmentierung der Wahrnehmung und das Fehlen einer klaren Antwort auf ihre Erfahrung hervorhebt.
In der letzten Strophe wendet sich die Sprecherin wieder dem „schönen Himmel“ zu und fragt, ob „die auch dort oben“ weinen – eine rhetorische Frage, die den Tropfen auf ihrer Stirn mit einem emotionalen Ausdruck verbindet. Die Vorstellung, dass der Himmel weinen könnte, stellt eine anthropomorphe Sicht auf die Natur dar, als ob auch sie Gefühle hätte. Die Frage nach dem Weinen im Himmel symbolisiert die Suche nach einer höheren Bedeutung oder eine Verbindung zu einer größeren, vielleicht sogar universellen Traurigkeit. Es ist ein Moment der Empathie oder des Mitgefühls, das den Tropfen als Ausdruck eines größeren, vielleicht übernatürlichen Gefühls deuten lässt.
Das Gedicht ist eine Reflexion über das Mysterium und die Unbegreiflichkeit der Welt und stellt die Frage, ob auch die Natur oder das Universum in irgendeiner Weise mit den Emotionen des Menschen verbunden ist. Es geht um die Suche nach einer tieferen Wahrheit hinter den alltäglichen Erfahrungen, die uns umgeben.
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