Das ist ein Flügelpferd mit Silberschellen,
Das heitere Gesellen
Empor hebt über Heidekraut und Klüfte,
Daß durch den Strom der Lüfte,
Die um den Reisehut melodisch pfeifen,
Des Ernsts Gewalt und Torenlärm der Schlüfte
Als Frühlingsjauchzen nur die Brust mag streifen;
Und so im Flug belauschen
Des trunknen Liedergottes rüstge Söhne,
Wenn alle Höhn und Täler blühn und rauschen,
Im Morgenbad des Lebens ewge Schöne,
Die, in dem Glanz erschrocken,
Sie glühend anblickt aus den dunklen Locken.
Hippogryph
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Hippogryph“ von Joseph von Eichendorff beschreibt in bildhafter Sprache die erhebende und befreiende Wirkung eines Hippogryphen, eines Fabelwesens, das halb Pferd und halb Adler ist. Es ist ein Lobgesang auf die Schönheit der Natur, die Freiheit des Geistes und die Unbeschwertheit des Lebens. Das Gedicht vermittelt eine Atmosphäre der Leichtigkeit und des Glücks, die durch das Schweben über der irdischen Welt erreicht wird.
Die Beschreibung des Hippogryphen, der „mit Silberschellen“ versehen ist, unterstreicht die Anmut und den Zauber des Wesens. Es erhebt „heitere Gesellen“ über die Begrenzungen der Welt, über „Heidekraut und Klüfte“, was für die Alltagssorgen und -schwierigkeiten stehen könnte. Die „melodisch pfeifenden“ Winde, die den Reisehut umwehen, symbolisieren die Freiheit und das Abenteuer, die mit dem Aufstieg einhergehen. Der „Ernst“ und der „Torenlärm“ der Welt werden zu einem „Frühlingsjauchzen“, was die transformative Kraft der Freiheit verdeutlicht. Das Gedicht verherrlicht die Fähigkeit, die Sorgen des Alltags hinter sich zu lassen.
Die „trunkenen Liedergottes rüstge Söhne“ im zweiten Teil des Gedichts symbolisieren die Dichter und Künstler, die von der Schönheit der Natur und der Freiheit des Geistes inspiriert werden. Sie werden in dem Moment beobachtet, in dem „alle Höhn und Täler blühn und rauschen“, was eine lebendige und bunte Landschaft beschreibt, in der das Leben in all seiner Pracht erstrahlt. Diese Szenerie des Erwachens, des Frühlings, ist ein „Morgenbad des Lebens ewge Schöne“.
Die abschließenden Zeilen, in denen die „ewge Schöne“ „glühend anblickt aus den dunklen Locken“, deuten auf eine tiefere, fast mystische Erfahrung hin. Die Schönheit der Natur und die Freiheit des Geistes offenbaren sich in ihrer vollen Pracht, was die Seele berührt und den Geist erweckt. Das Gedicht feiert die Befreiung von weltlichen Zwängen und das Eintauchen in eine Welt der Schönheit, des Glücks und der Inspiration. Es ist ein Loblied auf die Kunst und die Poesie als Mittel, um die Welt auf eine erhebende und sinnliche Weise zu erfahren.
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