Er klagt / daß der Frühling so kortz blüht
Ode Trochaica
Kleine Bluhmen wie auß Glaß
seh ich gar zu gerne /
durch das tunckel-grüne Graß
kukken sie wie Sterne.
Gelb und rosa / roht und blau /
schön sind auch die weissen;
Trittmadam und Himmelstau /
wie sie alle heissen.
Kom und gib mir mitten-drin
Küßgens ohnbemessen.
Morgen sind sie lengst dahin
und wir sälbst – vergessen!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Er klagt / daß der Frühling so kortz blüht“ von Arno Holz ist eine klagende Reflexion über die Vergänglichkeit des Lebens und der Schönheit der Natur, die in einem sehr knappen und präzisen Stil dargelegt wird. In der ersten Strophe beschreibt der Sprecher die Blumen als „kleine Bluhmen wie auß Glaß“, was auf die Zerbrechlichkeit und die fragilen Schönheiten des Lebens anspielt. Diese Blumen erscheinen im „dunkel-grünen Graß“ wie „Sterne“, was die flüchtige und doch leuchtende Schönheit der Natur betont.
Die Vielfalt der Blumenfarben, von Gelb über Rosa bis zu Blau und Weiß, zeigt die bunte Fülle der Natur, die auf poetische Weise die Vielfalt der Eindrücke widerspiegelt, die der Frühling zu bieten hat. Holz verwendet dabei eine sprachliche Einfachheit, die den Vergänglichkeitsgedanken unterstreicht. Die Blumen sind durch die Namen „Trittmadam und Himmelstau“ symbolisch für das Vergängliche und Schöne, das in jeder Blüte zu finden ist.
In der letzten Strophe wandelt sich der Ton des Gedichts, indem der Sprecher die flüchtige Schönheit der Blumen mit dem unaufhaltsamen Vergehen verknüpft. „Morgen sind sie längst dahin“ verweist auf die schnelle Vergänglichkeit der Lebensfreude und der natürlichen Schönheit. Diese Vergänglichkeit wird durch den abschließenden Gedanken „und wir selbst – vergessen!“ noch verstärkt, was darauf hinweist, dass nicht nur die Blumen, sondern auch die Menschen einem ähnlichen Schicksal unterworfen sind: Das Leben und seine schönen Momente sind nur vorübergehend und werden schnell vergessen.
Das Gedicht bleibt trotz seiner melancholischen Grundstimmung jedoch lebendig und kraftvoll in seiner Wahrnehmung der Schönheit des Moments. Es fordert den Leser dazu auf, das Leben in seiner vollen Intensität zu erfahren, ohne sich von der Endlichkeit entmutigen zu lassen, und vermittelt so eine Mischung aus Freude und Traurigkeit über die kurze Blütezeit sowohl der Natur als auch des menschlichen Lebens.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.