Der Kuckuck und der Esel
Der Kuckuck und der Esel,
Die hatten großen Streit,
Wer wohl am besten sänge
Zur schönen Maienzeit
Der Kuckuck sprach: „Das kann ich!“
Und hub gleich an zu schrei’n.
Ich aber kann es besser!
Fiel gleich der Esel ein.
Das klang so schön und lieblich,
So schön von fern und nah;
Sie sangen alle beide
Kuckuck, Kuckuck, i-a!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der Kuckuck und der Esel“ von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben ist eine humorvolle Fabel, die auf satirische Weise Eitelkeit und Selbstüberschätzung thematisiert. In der Form eines Kinderliedes gehalten, entfaltet es mit einfachen Mitteln eine tiefere Bedeutung über Selbstwahrnehmung, künstlerische Qualität und zwischenmenschliches Verhalten.
Im Mittelpunkt steht ein Streit zwischen zwei Tieren – dem Kuckuck und dem Esel – die sich darum streiten, wer schöner singt. Beide Tiere gelten allerdings nicht gerade als musikalisch begabt: Der Kuckuck ist für seinen eintönigen Ruf bekannt, der Esel für sein unmelodisches „i-a“. Dass sie sich dennoch für besonders talentierte Sänger halten, offenbart auf amüsante Weise ihre Selbstüberschätzung.
Besonders ironisch ist, dass sie schließlich gemeinsam singen – und zwar in einer Kombination ihrer wenig angenehmen Laute: „Kuckuck, Kuckuck, i-a!“ Diese vermeintliche Darbietung wird im Text sogar als „schön und lieblich“ bezeichnet, was offensichtlich im Kontrast zu den tatsächlichen Lauten steht. Dieser Bruch zwischen Beschreibung und Wirklichkeit verstärkt die ironische Wirkung und lässt das Gedicht zur Parodie auf künstlerisches Selbstlob werden.
Hoffmann von Fallersleben greift mit dieser kleinen Tierfabel ein menschliches Grundverhalten auf: den Hang zur Selbstüberschätzung, besonders in Fragen von Talent oder Können. Gleichzeitig weist das Gedicht auf den Unsinn von Konkurrenzdenken hin, wenn es letztlich nicht um Qualität, sondern nur um das Beharren auf die eigene Wichtigkeit geht.
Durch seinen einfachen Aufbau, den volkstümlichen Ton und den humorvollen Inhalt ist das Gedicht nicht nur für Kinder unterhaltsam, sondern bietet auch Erwachsenen eine feinsinnige, ironische Reflexion über Eitelkeit und das menschliche Bedürfnis, sich selbst zu überschätzen.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.