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Aussicht

Von

Wenn Menschen fröhlich sind, ist dieses vom Gemüte,
Und aus dem Wohlergehn, doch aus dem Felde kommet,
Zu schaun der Bäume Wuchs, die angenehme Blüte,
Da Frucht der Ernte noch den Menschen wächst und frommet.

Gebirg umgibt das Feld, vom Himmel hoch entstehet
Die Dämmerung und Luft, der Ebnen sanfte Wege
Sind in den Feldern fern, und über Wasser gehet
Der Mensch zu Örtern dort die kühn erhöhten Stege.

Erinnerung ist auch dem Menschen in den Worten,
Und der Zusammenhang der Menschen gilt die Tage
Des Lebens durch zum Guten in den Orten,
Doch zu sich selber macht der Mensch des Wissens Frage.

Die Aussicht scheint Ermunterung, der Mensch erfreuet
Am Nutzen sich, mit Tagen dann erneuet
Sich sein Geschäft, und um das Gute waltet
Die Vorsicht gut, zu Dank, der nicht veraltet.

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Aussicht von Friedrich Hölderlin

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Aussicht“ von Friedrich Hölderlin beschreibt eine harmonische Verbindung zwischen dem Menschen, der Natur und der inneren Einkehr, wobei die Aussicht als ein zentrales Motiv für Erneuerung und Erhebung fungiert. Zu Beginn stellt Hölderlin den fröhlichen Menschen dar, dessen Wohlbefinden sowohl aus einem guten Gemüt als auch aus der Betrachtung der Natur stammt. Die „Bäume“ und die „angenehme Blüte“ symbolisieren den natürlichen Zyklus von Wachstum und Ernte, der den Menschen sowohl physisch als auch spirituell nährt.

Das Bild des „Gebirges“ und der „Dämmerung“, die das Feld umgeben, fügt eine tiefere Dimension hinzu. Der Mensch ist von der Natur umgeben, die ihn mit ihrer Weite und Erhabenheit anzieht. Der „sanfte Weg“ der Ebene und die „kühn erhöhten Stege“ deuten auf den menschlichen Weg hin, der sowohl durch einfache als auch herausfordernde Momente führt. Die Vorstellung von „Wasser“ und „Örtern“ verstärkt das Bild einer Reise, sowohl geographisch als auch geistig. Diese Reise ist nicht nur eine äußere, sondern auch eine innere, die der Mensch unternimmt, um die Welt um sich zu begreifen und sich selbst zu erkennen.

Die zweite Strophe des Gedichts reflektiert die Bedeutung der „Erinnerung“ und des „Zusammenhangs der Menschen“, der in den Worten und Handlungen weiterlebt. Hölderlin verweist auf die Bedeutung der sozialen Verbindungen und die kollektive Weisheit, die das Leben des Einzelnen prägen. Der „Zusammenhang der Menschen“ ist nicht nur eine Erinnerung, sondern ein aktiver Prozess, der das Wohl des Individuums und der Gemeinschaft beeinflusst. Doch der Mensch bleibt auch ein Suchender, der „des Wissens Frage“ stellt, was auf die kontinuierliche Selbstreflexion und das Streben nach höherem Verständnis hinweist.

Am Ende des Gedichts wird die „Aussicht“ als eine Quelle der „Ermunterung“ und des „Nutzen“ dargestellt. Sie dient dem Menschen nicht nur als Erfrischung, sondern auch als Inspiration, seine Aufgaben mit neuer Kraft und Dankbarkeit zu erfüllen. Die „Vorsicht“ und der „Dank“ für das Gute, das er empfängt, sind Ausdruck einer Weisheit, die das Leben in seiner Einfachheit und Tiefe würdigt. Die „Aussicht“ wird damit zu einem Symbol für den zyklischen Prozess der Erneuerung, in dem der Mensch in ständiger Wechselwirkung mit der Natur und seiner eigenen Existenz steht.

Insgesamt ist das Gedicht eine Feier des Lebens und der Natur, das die Bedeutung der Erinnerung, des Wissens und der Achtsamkeit betont. Es zeigt, wie der Mensch durch die Verbindung mit der Natur und durch soziale und geistige Reflexion zu einem tieferen Verständnis seines Platzes in der Welt gelangen kann.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.