Aus eins mach zehn
Und zwei lass gehn
Und drei mach gleich
So bist du reich
Verlier die vier
Aus fünf und sechs
Mach sieben und acht
So ists vollbracht
Und neun ist eins
Und zehn ist keins
Das ist das Hexeneinmaleins
(aus „Faust“)
Aus eins mach zehn
Und zwei lass gehn
Und drei mach gleich
So bist du reich
Verlier die vier
Aus fünf und sechs
Mach sieben und acht
So ists vollbracht
Und neun ist eins
Und zehn ist keins
Das ist das Hexeneinmaleins
(aus „Faust“)

Das Gedicht „Das Hexeneinmaleins“ von Johann Wolfgang von Goethe, aus dem Drama „Faust“, ist eine kompakte und rätselhafte Formel, die durch ihre scheinbar willkürliche Zahlenmystik eine magische Atmosphäre erzeugt. Der Text besteht aus neun Versen, die in einem einfachen Reimschema gehalten sind, und entfaltet eine eigentümliche Logik der Zerstörung und Neuordnung. Die Worte sind kurz und prägnant, was der Formel eine klare, fast kindliche Qualität verleiht, während der Inhalt gleichzeitig tiefgründig und unheimlich ist.
Die Zahlen spielen in diesem Gedicht eine zentrale Rolle. Sie werden manipuliert und verwandelt, wobei die mathematischen Regeln auf den Kopf gestellt werden. „Aus eins mach zehn“ deutet auf eine übermäßige Vermehrung hin, während „zwei lass gehn“ eine Auflösung andeutet. Die Formel bewegt sich in einem Kreislauf von Expansion und Kontraktion, wobei die Zahlen als Symbole für Prozesse und Veränderungen fungieren. Das „Hexeneinmaleins“ steht somit für eine Welt, in der Ordnung und Chaos eng miteinander verbunden sind, und in der die scheinbare Logik der Welt durch magische Praktiken umgestoßen werden kann.
Die Botschaft des Gedichts ist nicht direkt offensichtlich, doch die im Text beschriebenen Operationen lassen sich als Metaphern für alchemistische Prozesse verstehen. Die Hexenküche, in der das Einmaleins gesprochen wird, ist ein Ort der Verwandlung, der Zerstörung und der Neugeburt. Hier werden nicht nur Elemente, sondern auch die Grundlagen der Realität manipuliert. Das „Hexeneinmaleins“ dient also als ein Schlüssel zur Erschaffung neuer Dinge oder zur Umgestaltung bestehender Dinge.
Der letzte Vers „Und neun ist eins / Und zehn ist keins / Das ist das Hexeneinmaleins“ verdichtet die gesamte Magie und Mystik des Gedichts. Hier findet eine vollständige Auflösung der Zahlen statt. Der Ausgangspunkt wird umgekehrt, das Endergebnis ist das Nichts. Der Zauber wirkt nur, indem er das Bekannte negiert und die Vorstellungskraft des Lesers anregt. Goethe hinterlässt hier ein offenes Ende, das den Leser dazu zwingt, über die Natur der Realität und die Grenzen des menschlichen Wissens nachzudenken.
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