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Das Alter

Von

Das Alter ist ein höflich Mann:
Einmal übers andre klopft er an;
Aber nun sagt niemand: Herein!
Und vor der Türe will er nicht sein.
Da klinkt er auf, tritt ein so schnell,
Und nun heißt′s, er sei ein grober Gesell.

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Gedicht: Das Alter von Johann Wolfgang von Goethe

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Das Alter“ von Johann Wolfgang von Goethe ist eine pointierte und humorvolle Betrachtung des Älterwerdens und der damit verbundenen Veränderungen. Der Text nutzt eine Personifizierung, um das Alter als eine menschliche Figur darzustellen, wodurch die Thematik für den Leser greifbarer und unterhaltsamer wird. Der „höfliche Mann“ des Alters deutet zunächst auf eine sanfte, allmähliche Annäherung an diesen Lebensabschnitt hin, der zunächst als freundlich und rücksichtsvoll wahrgenommen wird.

Die zweite Strophe des Gedichts ändert jedoch den Ton. Die anfängliche Höflichkeit des Alters wird durch die Beschreibung der unwillkommenen Ankunft des „groben Gesellen“ ins Gegenteil verkehrt. Die anfängliche Höflichkeit des „höflichen Mannes“ wird durch dessen hartnäckiges Klopfen und die anschließende, unerwartete und unaufgeforderte Zutrittsweise abrupt gebrochen. Die Metapher des Eindringens drückt die Erfahrung der Veränderung und des Verlusts von Kontrolle aus, die oft mit dem Älterwerden einhergehen. Der „grober Geselle“ symbolisiert hier die unvermeidlichen körperlichen und geistigen Veränderungen, die das Alter mit sich bringt.

Die Pointe des Gedichts liegt in der Ironie, dass der zunächst als höflich wahrgenommene Besucher, das Alter, sich durch seine unaufgeforderte Einlassung als „grober Gesell“ entpuppt. Dies spiegelt die menschliche Erfahrung wider, dass der Prozess des Alterns nicht immer sanft und willkommen verläuft. Die überraschende und unvorhergesehene Art und Weise, wie das Alter „eintritt“, steht stellvertretend für die oft unerwarteten und manchmal unangenehmen Veränderungen, die mit dem Älterwerden einhergehen.

Goethes Sprache ist einfach und prägnant, was die Wirkung des Gedichts verstärkt. Durch die Verwendung einfacher Worte und einer klaren Struktur gelingt es ihm, eine tiefgründige Betrachtung des Alterungsprozesses zu vermitteln. Die Kürze des Gedichts trägt zur Betonung der Botschaft bei, die durch die pointierte Wendung am Ende verstärkt wird. Es ist eine Reflexion über die Akzeptanz des Unvermeidlichen und die Auseinandersetzung mit den Veränderungen, die das Leben unaufhaltsam mit sich bringt.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.