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O Marietta-Kripistika

Von

O Marietta-Kripistika!
Thronkanapee im Serail von Sevilla!
Du bist wertvoller als die juchzende
Säubande von Hosenträgern,
Deren Rüssel
An deinem Bauch
Zu schnuppern
Gewohnt sein pflegt.

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Gedicht: O Marietta-Kripistika von Hugo Ball

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „O Marietta-Kripistika“ von Hugo Ball ist ein kurzes, dadaistisches Werk, das von einer surrealen und spielerischen Bildsprache geprägt ist. Der Titel selbst, eine Kombination aus dem Namen „Marietta“ und dem scheinbar erfundenen Wort „Kripistika“, deutet auf eine Verschmelzung von Vertrautem und Fremdem, von Sinnlichkeit und Absurdität hin. Die Verwendung von Ausrufen wie „O“ verstärkt den expressiven Charakter des Gedichts und zieht den Leser unmittelbar in seinen Bann.

Das Gedicht erzeugt eine Atmosphäre von Exotik und Dekadenz, die durch die Metaphern und Vergleiche zum Ausdruck kommt. Die Zeile „Thronkanapee im Serail von Sevilla!“ beschwört Bilder von Opulenz, Macht und Geheimnis herauf. Die Anspielung auf ein „Serail“ – ein Haremsgemach – deutet auf eine Welt der sinnlichen Genüsse und verborgenen Leidenschaften. Die Bezeichnung „Marietta-Kripistika“ als „wertvoller als die juchzende Säubande von Hosenträgern“ etabliert eine klare Hierarchie, wobei das vermeintlich Wertlose, die „Säubande“, durch eine abwertende Beschreibung gekennzeichnet wird, während „Marietta-Kripistika“ eine zentrale, wertvolle Position einnimmt.

Die letzte Strophe, „Deren Rüssel / An deinem Bauch / Zu schnuppern / Gewohnt sein pflegt“, ist von besonderer Bedeutung. Hier findet eine bizarre und fast animalische Metapher Verwendung. „Rüssel“ und „schnuppern“ erzeugen ein Bild, das von einer gewissen Derbheit und Unmittelbarkeit geprägt ist. Es ist unklar, wer oder was diese „Säubande“ ist, aber ihre Beziehung zu „Marietta-Kripistika“ wird durch die Nahbarkeit des „Schnupperns“ am Bauch verdeutlicht, was eine tiefe, möglicherweise intime Verbindung suggeriert.

Insgesamt ist das Gedicht ein Beispiel für Balls dadaistische Ästhetik. Es widersetzt sich konventionellen Erwartungen und konfrontiert den Leser mit einer Welt des Unsinns, der Fantasie und der Subversion. Das Gedicht nutzt eine Sprache, die sich durch ihre ungewöhnlichen Bilder, ihre Assoziationen und ihren satirischen Unterton auszeichnet, um die etablierten Werte und Konventionen zu hinterfragen. Die scheinbare Sinnlosigkeit erweist sich als ein Mittel, um die Freiheit der Fantasie zu feiern und die Grenzen des konventionellen Denkens zu sprengen.

Weitere Informationen

Hier finden sich noch weitere Informationen zu diesem Gedicht und der Seite.

Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.