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Katharina von Frankreich

Von

Man sollt ihm Maine und Anjou
Übergeben.
Was weiß ich, was er alles
Mocht erstreben.
Und jetzt begehrt er nichts mehr,
Als die eine –
Ihr Menschen, eine Brust her,
Daß ich weine!

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Gedicht: Katharina von Frankreich von Heinrich von Kleist

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Katharina von Frankreich“ von Heinrich von Kleist ist ein Ausdruck tiefster Verzweiflung und Ohnmacht, verpackt in wenigen, eindringlichen Versen. Es präsentiert einen Moment der absoluten Resignation, vermutlich nach einer gescheiterten politischen oder persönlichen Ambition. Die fragmentarische Form und die emotionsgeladene Sprache lassen auf einen abrupten Stimmungsumschwung und einen tiefgreifenden Verlust schließen.

Die ersten vier Zeilen deuten auf eine frühere Zeit, in der der Protagonist offenbar nach Macht und Einfluss strebte, wie die Nennung von Maine und Anjou andeutet. Diese waren Gebiete von politischer Bedeutung. Möglicherweise war er in politische Intrigen verwickelt, oder hatte hohe Ziele, die er jedoch aufgeben musste. Die Frage nach dem, was er „alles mocht erstreben“ lässt eine gewisse Ambivalenz erkennen, vielleicht eine Mischung aus Ehrgeiz und Skepsis.

Der Wendepunkt kommt in der zweiten Strophe, in der die Prioritäten des Protagonisten sich drastisch ändern. Die Ambitionen nach Macht und Besitz scheinen bedeutungslos geworden zu sein. Was er nun „begehrt“, ist „die eine“ – vermutlich Katharina von Frankreich, die im Titel des Gedichts genannt wird. Dies deutet auf eine persönliche, emotionale Ebene, die nun im Vordergrund steht. Die Worte „Ihr Menschen, eine Brust her, / Daß ich weine!“ sind ein Aufschrei der Verzweiflung und der Sehnsucht nach Trost und Mitgefühl.

Die Kürze des Gedichts verstärkt seine Wirkung. Es ist ein Moment der größten Not, der in seiner Direktheit und Unmittelbarkeit berührt. Kleists Verwendung von knappen, aber aussagekräftigen Worten, die direkte Ansprache an die Leser und der Appell nach Mitgefühl zeugen von einer tiefen inneren Zerrissenheit. Das Gedicht kann als ein Ausdruck gescheiterter Liebe, aber auch als Allegorie für das Scheitern menschlicher Ideale und Hoffnungen interpretiert werden. Es ist ein Zeugnis der menschlichen Verwundbarkeit und der ergreifenden Kraft der Emotionen.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

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