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Der Psycholog

Von

Zuversicht, wie ein Berg so groß, dem Tadel verschanzt sein,
Vielverliebt in sich selbst: daran erkenn ich den Geck.

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Gedicht: Der Psycholog von Heinrich von Kleist

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Der Psycholog“ von Heinrich von Kleist ist eine prägnante und bissige Charakterisierung eines Narzissten. Der Autor greift in zwei Versen das Wesen einer Person auf, die von übermäßigem Selbstbewusstsein und Selbstverliebtheit geprägt ist. Es ist ein präzises Porträt, das die Eitelkeit und Selbstgefälligkeit des Individuums hervorhebt.

Die erste Zeile, „Zuversicht, wie ein Berg so groß, dem Tadel verschanzt sein,“ beschreibt eine Person, deren Selbstvertrauen riesig und unangreifbar erscheint. Der Vergleich mit einem Berg verdeutlicht die Unerschütterlichkeit und Unzugänglichkeit dieser Zuversicht. Die Formulierung „dem Tadel verschanzt sein“ betont die Abwehrhaltung und das Unvermögen, Kritik oder negative Rückmeldungen zuzulassen. Diese Person scheint sich in ihrer eigenen Größe zu suhlen und ist gegen äußere Einflüsse immun.

Die zweite Zeile, „Vielverliebt in sich selbst: daran erkenn ich den Geck,“ liefert die Auflösung und bezeichnet diese Person als „Geck,“ also als Narren oder Eitlen. Hier wird die Ursache für das übermäßige Selbstvertrauen enthüllt: die Selbstverliebtheit. Kleist verwendet eine klare und direkte Sprache, um die Selbstbesessenheit des Protagonisten zu kennzeichnen. Der „Geck“ ist also nicht nur selbstbewusst, sondern er liebt und verehrt sich selbst, was seine Arroganz erklärt.

Die Gesamtaussage des Gedichts ist eine kritische Betrachtung über übertriebene Selbstliebe und die daraus resultierende Ignoranz gegenüber anderen. Kleist reduziert das Wesen des Narzissten auf das Wesentliche und zeigt auf, wie übermäßiges Selbstbewusstsein und die Unfähigkeit, Kritik zuzulassen, letztlich zu einer lächerlichen und unnahbaren Persönlichkeit führen. Die Kürze des Gedichts verstärkt die Wirkung und macht es zu einer zeitlosen Beobachtung menschlicher Natur.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.