Wehe dir, daß du kein Tor warst jung, da die Grazie dir Duldung
Noch erflehte, du wirst, Stax, nun im Alter es sein.
Das Horoskop
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Das Horoskop“ von Heinrich von Kleist ist eine kurze, aber prägnante Warnung, die sich an eine Person namens Stax richtet. Es ist ein Stoßseufzer, der das Versäumnis der Jugend beklagt und die Konsequenzen im Alter aufzeigt. Die beiden Verse sind von einer klaren, rhetorischen Struktur geprägt, die die Botschaft eindringlich vermittelt.
Der erste Vers beschreibt die glückliche Zeit der Jugend, in der die Grazie – hier als Personifizierung der Anmut, des Charmes und der Gunst der Götter – noch gnädig war und von Stax Duldung (oder Nachsicht) erflehte. Das bedeutet, dass Stax in seiner Jugend die Möglichkeit hatte, die Gunst und das Wohlwollen der Grazie zu erlangen, aber diese Chance offenbar verstreichen ließ. Die Verwendung des Wortes „Wehe“ am Anfang signalisiert die Tragweite der kommenden Konsequenz.
Der zweite Vers setzt diese Konsequenz in den Fokus: „du wirst, Stax, nun im Alter es sein.“ Hier wird ausgesagt, dass Stax im Alter zu dem werden wird, was er in der Jugend nicht war – nämlich ein Tor, also ein Narr oder Dummkopf. Die Verbindung von Jugend und Alter, die durch die scheinbare Unveränderlichkeit des Menschen verknüpft wird, deutet auf eine verpasste Chance, ein versäumtes Wachstum und eine im Alter nun deutlich werdende Sinnlosigkeit hin.
Kleists Gedicht ist ein eindrucksvolles Beispiel für die klassische Form der Kurzlyrik, die auf eine moralische Lehre abzielt. Es erinnert an die Vergänglichkeit der Jugend und die Bedeutung, Chancen zu nutzen und das Leben aktiv zu gestalten. Die direkte Ansprache und die prägnante Formulierung machen das Gedicht zu einer eindringlichen Mahnung, die den Leser zum Nachdenken über die eigene Lebensführung anregen soll.
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