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Prometheus

Von

Entgegengeschmiedet
Auf schroffem Fels
Den Pfeilen der Sonne,
Dem Hagelgeprassel,
Trotz‘ ich, Olympier, dir.
Der wiederwachsenden Leber
Zuckende Fiebern
Hackt mir des Geiers Biß
Aus klaffender Wunde.

Ein Wimmern, glaubtest,
Olympier, du,
Würden die rauschenden Winde
Ins hochaufhorchende
Ohr dir tragen?
Nicht reut mich der Mensch,
Der Leben und Feuer mir dankt,
Nicht fleh‘ ich Entfess’lung von dir;

Jahrhunderte will ich
Felsentrotzig durchdauern,
Jahrtausende,
Wenn dir die Lust nicht schwindet,
Wenn der Trotzende nicht
Zu glücklich dir scheint.

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Gedicht: Prometheus von Peter Hille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Prometheus“ von Peter Hille greift die bekannte Figur aus der griechischen Mythologie auf und gestaltet sie als Sinnbild für unbeugsamen Widerstand und leidensfähige Rebellion gegen göttliche oder höhere Macht. Der Titan Prometheus wird hier „entgegengeschmiedet“ auf einen „schroffen Fels“, der klassischen Bildsprache folgend, jedoch mit einer besonderen Betonung auf Trotz und Standhaftigkeit gegenüber den „Olympiern“ – den Göttern.

Die Naturkräfte wie „Pfeile der Sonne“ und „Hagelgeprassel“ sowie die „zuckenden Fiebern“ des Geierbisses intensivieren das Bild von Prometheus‘ unermüdlichem Leiden. Dennoch verweigert sich der Sprecher jeglicher Schwäche und bittet nicht um Mitleid oder Erlösung. Auch das „Wimmern“ wird dem Olymp nicht zugetragen, denn Prometheus bleibt standhaft in seinem Leid. Seine Identifikation mit der Menschheit, der er das Feuer brachte, wird deutlich betont – es gibt keine Reue für seine Tat, sondern Stolz und Selbstbehauptung.

Die Schlussverse verstärken die Haltung des Widerstands: Prometheus ist bereit, „Jahrhunderte“ und „Jahrtausende“ das Leid zu ertragen, solange es dem Trotz gegenüber der göttlichen Willkür dient. Hilles Gedicht überhöht die Figur Prometheus zu einem Symbol für den unbeugsamen Menschen, der für Freiheit, Wissen und Schöpfertum leidet und dabei selbst gegenüber göttlicher Macht seine Würde bewahrt. In der Sprache spiegelt sich eine kraftvolle Mischung aus Pathos und Trotz, die den Prometheus-Mythos als Sinnbild für künstlerische und menschliche Selbstbehauptung deutet.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.