Der Tag und die Sonne
Die Sonne:
Bin von Seimen überfließend!
Tag rings in Runde gießend,
Wohin meine Blicke schenkten.
Alles sprießend!
Der Tag:
Tagvergießerin,
Blumensprießerin,
Traubensüßerin,
Erdengrüßerin,
Glutansauserin,
Licht-Erbrauserin,
Raumaufspalterin,
Kraftzaumhalterin,
Siehe dein Sohn!
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der Tag und die Sonne“ von Peter Hille stellt in Form eines Zwiegesprächs zwischen der Sonne und dem Tag die enge Verbindung von Naturkräften und kosmischer Ordnung dar. Die Sonne tritt als lebenspendende und überströmende Quelle auf, die „Tag rings in Runde gießend“ ihre Energie über die Welt ergießt. Mit der Wendung „alles sprießend“ wird ihre kreative Kraft betont, die Wachstum und Leben ermöglicht. Die Sonne wird damit als Ursprung allen Werdens und Gedeihens dargestellt.
Im zweiten Teil antwortet der Tag in einer Art Lobgesang auf die Sonne. Er nennt sie „Tagvergießerin“ und „Blumensprießerin“, wodurch ihr schöpferisches und belebendes Wirken auf die Natur hervorgehoben wird. In einer rhythmischen Aufzählung folgen weitere Bildungen wie „Traubensüßerin“ und „Erdengrüßerin“, die sowohl die Fruchtbarkeit als auch die Verbindung der Sonne zur Erde thematisieren. Diese Aneinanderreihung von Beinamen verleiht der Sonne eine fast göttliche Rolle als Herrscherin über Licht, Wärme und Leben.
Der Tag bezeichnet sich selbst als „Sohn“ der Sonne, was die Abhängigkeit und das hierarchische Verhältnis verdeutlicht: Ohne die Sonne gäbe es keinen Tag. Gleichzeitig macht die Schlusszeile „Siehe dein Sohn!“ deutlich, dass der Tag selbst aus der Strahlkraft der Sonne hervorgeht und gewissermaßen ein Abbild oder eine Wirkung dieser kosmischen Mutter ist.
Peter Hille nutzt in diesem Gedicht stark rhythmische und lautmalerische Elemente („Glutansauserin“, „Licht-Erbrauserin“), um die Macht und Dynamik der Sonne zu unterstreichen. Das Gedicht kreist um die Themen Ursprung, Schöpfung und Naturgewalt und zeigt die Sonne als zentrale Lebensquelle, deren Wirken sich im Tag und in der Natur widerspiegelt. Es entsteht eine fast mythische Beziehung zwischen Sonne und Tag, die das zyklische und untrennbare Miteinander von Licht und Leben feiert.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.