Brennende Einsamkeit
Brennende Einsamkeit
Schreit,
Gestalten kommen hervor, wo Völker modern,
Winkend die Fackeln der Himmel lodern,
Und da ich noch suche die Weite,
So schmiegt es sich mir an die Seite
Und lacht mir so nah‘ mit lebendigen Sternen,
Wie du sie nicht fandest in müdesten Fernen.
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Brennende Einsamkeit“ von Peter Hille thematisiert die intensive und widersprüchliche Erfahrung der Einsamkeit. Der Titel deutet bereits darauf hin, dass Einsamkeit hier nicht nur als Leere, sondern als etwas Schmerzhaftes und zugleich lebendig Brennendes empfunden wird. Gleich zu Beginn wird die Einsamkeit personifiziert und beschrieben als etwas, das „schreit“ – ein Bild, das auf eine innere Unruhe und Qual verweist. Die Umgebung wird apokalyptisch geschildert: „Gestalten kommen hervor, wo Völker modern“, was eine düstere, fast verfallene Welt suggeriert, in der der Einzelne sich verloren fühlt.
Die Naturbilder mit „Fackeln der Himmel“ und „lodern“ verstärken den Eindruck einer bedrohlichen und zugleich faszinierenden Szenerie. Die Einsamkeit wird zu einer Begleiterin, die sich „an die Seite“ des lyrischen Ichs schmiegt. Trotz der ursprünglichen Suche nach „Weite“, nach Flucht oder Befreiung, holt die Einsamkeit das Ich ein und wird zu etwas Nahbarem und Unvermeidlichem. Dieses paradoxe Verhältnis – Nähe in der Abwesenheit von anderen – wird hier intensiv spürbar.
Besonders eindrucksvoll ist der Kontrast zwischen der gesuchten Ferne und der plötzlich ganz nahen Präsenz der Einsamkeit. Sie „lacht“ und zeigt „lebendige Sterne“, die das lyrische Ich in der Weite, in der Flucht, nicht finden konnte. Diese Sterne könnten für eine Art Erkenntnis oder eine unerwartete Schönheit stehen, die sich aus der Akzeptanz der Einsamkeit ergibt.
Das Gedicht spielt somit mit der Doppeldeutigkeit der Einsamkeit: Sie ist einerseits quälend und zerstörerisch, andererseits offenbart sie demjenigen, der sich ihr stellt, auch eine Art tiefere Wahrheit oder spirituelle Dimension. Hille zeigt, dass in der Einsamkeit – so schmerzhaft sie auch sein mag – auch eine Form von Lebendigkeit und Selbsterkenntnis liegen kann, die man in der äußeren Welt nicht immer findet.
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Lizenz und Verwendung
Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.