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Brautseele II

Von

Das Gewand meiner Seele erzittert im Sturm deiner Liebe,
Wie tief im Hain
Das Herz des Frühlings zittert.
Ja, mein heftiges Herz,
Wir haben Frühling:
Auf einmal ist dann alles Blühen da.

Was schön ist auf dieser Weltwiese,
Ist nur aus Sehnen und Liebe schön,
Und will dich holen mit Farbe und Duft.
O komm, ich bin ja so schön nach dir!
O komm, ich bin ja so süß nach dir!
Ich, deine wartende Zier, deine lebendige,
Vergehe nach dir.

Jeden Tag kommt Alter, kommt Welken,
Komm du dem Alter, dem Welken zuvor!

Gedicht als Bild, zum Downloaden und Teilen

Gedicht: Brautseele II von Peter Hille

Kurze Interpretation des Gedichts

Das Gedicht „Brautseele II“ von Peter Hille thematisiert die leidenschaftliche und sehnsuchtsvolle Hingabe einer liebenden Seele. Bereits im ersten Vers wird die Liebe als ein überwältigender Sturm beschrieben, der das „Gewand“ der Seele erzittern lässt. Dieses Bild macht die innere Erschütterung und emotionale Ergriffenheit deutlich, die mit dem Erleben der Liebe einhergeht. Der Vergleich mit dem „Herz des Frühlings“ verdeutlicht, dass das lyrische Ich den Frühling – Symbol für Aufbruch, Leben und Blüte – nicht nur als äußeres Naturbild, sondern als inneren Zustand empfindet.

Das Motiv des Frühlings wird weitergeführt: Alles blüht plötzlich auf, sobald die Liebe in das Leben des lyrischen Ichs tritt. Dabei wird die Schönheit der Welt an ein starkes Bedürfnis nach Nähe und Vereinigung geknüpft. „Was schön ist auf dieser Weltwiese“ existiert nur im Kontext von „Sehnen und Liebe“. Die Natur, mit all ihrer Farbenpracht und Düften, scheint die Sehnsucht des lyrischen Ichs zu spiegeln und ruft den Geliebten zu sich.

Im mittleren Teil steigert sich die Leidenschaft zu einer fast existenziellen Bitte: Die Liebe wird nicht nur als Wunsch, sondern als dringende Notwendigkeit dargestellt. Die Wiederholungen von „O komm“ und die Formulierungen „so schön nach dir“ und „so süß nach dir“ machen deutlich, dass das lyrische Ich sich als blühende, aber gleichzeitig vergehende „wartende Zier“ empfindet. Es sieht sich selbst als lebendiges Symbol der Liebe, das jedoch ohne Erfüllung zu verwelken droht.

Im Schluss appelliert das lyrische Ich eindringlich an den Geliebten, die drohende Vergänglichkeit aufzuhalten. Alter und Welken – klassische Symbole für Verfall und Tod – stehen als Kontrast zur gegenwärtigen Fülle des Frühlings. Die Liebe soll das Leben vor dem Unaufhaltsamen bewahren und ihm einen Sinn geben. Hille verbindet hier Naturbilder mit einer tiefen emotionalen Dringlichkeit und zeichnet die Liebe als Kraft, die Schönheit und Leben stiftet, jedoch immer im Schatten der Vergänglichkeit steht.

Weitere Informationen

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Lizenz und Verwendung

Dieses Gedicht fällt unter die „public domain“ oder Gemeinfreiheit. Gemeinfreiheit bedeutet, dass ein Werk nicht (mehr) durch Urheberrechte geschützt ist und daher von allen ohne Erlaubnis des Urhebers frei genutzt, vervielfältigt und verbreitet werden darf. Sie tritt meist nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfrist ein, z. B. 70 Jahre nach dem Tod des Autors. Weitere Informationen dazu finden sich hier.