So bringst du mich um meine Liebe,
Unseliger Genuß? Betrübter Tag für mich!
Sie zu verlieren, – meine Liebe, –
Sie zu verlieren, wünscht′ ich dich?
Nimm sie, den Wunsch so mancher Lieder,
Nimm sie zurück, die kurze Lust!
Nimm sie, und gib der öden Brust,
Der ewig öden Brust, die beßre Liebe wieder!
Der Genuß
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Kurze Interpretation des Gedichts
Das Gedicht „Der Genuß“ von Gotthold Ephraim Lessing ist ein ergreifender Appell, der die zerstörerische Macht des Genusses im Kontext der Liebe thematisiert. Es handelt sich um eine direkte Ansprache an den „Unseligen Genuß“, der die Liebe des lyrischen Ichs vernichtet hat. Das Gedicht drückt tiefes Leid und Bedauern über den Verlust der geliebten Person aus, was in der wiederholten Betonung des Verlustes und der Trauer deutlich wird.
Die Struktur des Gedichts ist von einer klaren Bewegung gekennzeichnet. Es beginnt mit einem Schock über den Verlust der Liebe, gefolgt von einem verzweifelten Flehen, den Genuss zurückzunehmen. Der lyrische Sprecher drückt aus, dass er lieber auf den Genuss verzichtet, als seine Liebe zu verlieren. Die Wiederholung von „Sie zu verlieren, – meine Liebe, – / Sie zu verlieren, wünscht‘ ich dich?“ verstärkt das Gefühl der Verzweiflung und der Reue über die getroffene Entscheidung oder die erfahrenen Umstände, die zum Verlust der Liebe geführt haben.
Die Sprache des Gedichts ist einfach und direkt, was die Emotionen des lyrischen Ichs umso greifbarer macht. Die Verwendung von Ausrufen wie „Unseliger Genuß?“ und die rhetorische Frage am Ende unterstreichen die Intensität des Schmerzes. Die Bildsprache ist schlicht, aber wirkungsvoll: Der Genuss wird als „Unselig“ und „Betrübt“ dargestellt, was die negativen Auswirkungen auf das lyrische Ich verdeutlicht. Der Wunsch nach der Rückgabe der Liebe und nach einer „beßren Liebe“ offenbart die Sehnsucht nach Trost und Erneuerung.
Insgesamt ist „Der Genuß“ ein eindringliches Gedicht über die Vergänglichkeit kurzfristiger Freuden im Vergleich zur tiefgreifenden Bedeutung dauerhafter Liebe. Lessing vermittelt die Botschaft, dass der kurzlebige Genuss, der zur Zerstörung der Liebe führt, ein hoher Preis ist. Das Gedicht wirft die Frage auf, ob die Erfüllung kurzfristiger Wünsche das Risiko des Verlustes der essentiellen Dinge des Lebens – in diesem Fall die Liebe – wert ist. Es ist eine Mahnung an die Leser, die eigenen Prioritäten und die wahren Quellen des Glücks im Leben zu hinterfragen.
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